Für den Linksaußen war es das vorletzte Spiel seiner Laufbahn, demnächst geht es für Marcel Lenz auf Weltreise. Aus sportlichen Gesichtspunkten ist das schade: Der 32-Jährige liefert gegen Horkheim einmal mehr eine Galavorstellung im grünen Trikot ab. Er erreichte zum 19. Mal, seitdem er 2018 aus Horkheim ins Murrtal gewechselt war, eine zweistellige Torausbeute. Mit 16 erfolgreichen Torwürfen stellte er einen persönlichen Rekord auf. 2018 waren ihm einmal 15 Treffer gegen die TSG Haßloch gelungen, nun setzte er einen drauf. Marcel Lenz wurde nach der Begegnung als Spieler des Tages ausgezeichnet und von den Fans beider Vereine mit großem Applaus bedacht.
Dass die Stimmung bei den Gastgebern nach Spielende besser war als bei den Horkheimern, versteht sich von selbst. Das Ziel, im Ligapokal das Ticket für den DHB-Pokal-Wettbewerb zu lösen, haben beide Clubs verpasst. Aber Derbysiege haben auch ihren Reiz, und da hat der HCOB nun deren zwei vorzuweisen. Beim TSB hingegen sorgen 0:10 Punkte im Ligapokal doch für Frust. Aber unterm Strich lag bei den Horkheimern im Nachbarschaftsduell zu viel Last auf den Schultern der beiden Rückraumspieler Luis Foege und Nick Fröhlich. Der HCOB war trotz der Ausnahmeleistung von Marcel Lenz mannschaftlich stärker, so steuerte beispielsweise Philipp Maurer auf der rechten Seite auch sechs Treffer mit sehr guter Trefferquote bei. Außerdem hatten die Gastgeber in der Abwehr um den ins Tor zurückgekehrten Jürgen Müller vor allem nach der Pause klare Vorteile.
Die Horkheimer hatten ihre beste Phase zwischen der 10. und der 20. Minute. Sie egalisierten nicht nur einen 4:7-Rückstand, sondern gingen durch insgesamt sechs Tore in Serie mit 10:7 in Führung. Der HCOB machte in diesen Minuten viele technische Fehler, Horkheim agierte effektiv. Dann beendete Timm Buck mit einem Wurf aus dem Rückraum die Torflaute der Gastgeber, die Murrtaler kamen wieder heran. Durch Siebenmetertreffer von Nick Fröhlich rettete Horkheim eine knappe 15:14-Führung in die Pause. Aber es war auch das letzte Mal, dass die Sportler aus dem Heilbronner Süden in Führung lagen.
Nach Wiederanpfiff entwickelte sich das Match schnell in Richtung der Hausherren. Ballgewinne in der Abwehr ermöglichten Gegenstoßtore, und auch im Positionsangriff sprang nun in nahezu jedem Versuch ein Treffer heraus. Ein 9:2-Lauf in den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel hatte bereits vorentscheidenden Charakter, der HCOB lag sechs Tore vorn. Horkheim kam noch ein paar Mal auf drei Tore heran. Den ganz entschlossenen Eindruck machte die Mannschaft um ihren scheidenden Coach Michael Schweikardt aber nicht. Die Gastgeber setzten sich immer wieder ab, bestimmten das Geschehen. Der TSB versuchte es mit einem Torwartwechsel, bekam hinten aber trotzdem keine Stabilität. Spätestens nach den Toren 15 und 16 von Marcel Lenz zum 33:27 war die Messe gelesen. Am Ende trug sich sogar Torwart Jürgen Müller mit einem Fernwurf in die Torschützenliste ein.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Matthias Heineke: „Kompliment, wie meine Mannschaft das kämpferisch gelöst hat. Wir sind super in die zweite Halbzeit gestartet und haben das Ding erst in die Hand genommen und dann durchgezogen. Super auch, wie uns die Zuschauer heute unterstützt haben.“
TSB-Trainer Michael Schweikardt: „Bei 38 Toren hat der HCOB verdient gewonnen. Wir hatten gute Phasen, aber nicht über eine längere Zeit. Wir sind sehr schlecht in die zweite Halbzeit gestartet, da haut uns das Spiel dann ab.“
Rund ums Spiel
Eigentlich spielt Nils Haffner im HCOB-Bezirksligateam. Zuletzt sammelte er aufgrund der Verletzungsmisere im Tor der ersten Mannschaft auch Spielzeiten in der Dritten Liga. Nach Auftritten in Erlangen und Fürstenfeldbruck – dort über 30 Minuten – durfte er nun auch in einem Heimspiel ran. Jürgen Müller räumte in den Schlussminuten den Platz zwischen den Pfosten. Es war auch ein Dank dafür, dass Nils Haffner immer wieder auch im Training aushilft, wenn Not am Mann ist.
In der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga gewann der VfL Pfullingen mit 24:23 gegen die SG Pforzheim/Eutingen. Damit liegen die Handballer um Trainer Daniel Brack mit 6:2 Punkten ebenso aussichtsreich im Rennen um einen der beiden Plätze für die Finalspiele wie die HSG Konstanz, die am Wochenende spielfrei war. Durchaus denkbar, dass am Ende beide Vereine aus der Südstaffel in die entscheidenden Begegnungen um den Aufstieg einziehen.
Für den HCOB endet die Runde am kommenden Wochenende mit einem Heimspiel gegen den HC Erlangen II. Da geht es dann um Revanche für die Niederlage im Hinspiel.