Mit Tim Düren, Stefan Koppmeier, Philipp Maurer, Felix Raff und Florian Frank fehlten fünf Akteure. Immerhin konnte Tobias Gehrke erstmals in diesem Jahr wieder ins Geschehen eingreifen. Dennoch: Die permanente Gefahr, dass sich der Kader durch Corona-Ausfälle weiter dezimiert, ist auch mental nicht leicht wegzustecken. Die Ungewissheit erschwert die Spielvorbereitung. Die Günzburger blieben in dieser Woche von Ansteckungen verschont, konnten aber auch nicht komplett antreten. Bei den Schwaben sind es aber handball-typische Sportverletzungen.
In der ersten Halbzeit legten beide Mannschaften ihr Hauptaugenmerk auf das Tore erzielen. In den Abwehrreihen fehlte oft die letzte Konsequenz und so kamen die Schützen zu guten Wurfsituationen. Außerdem gelang es beiden Mannschaften, Akzente durch gutes Konterspiel zu setzen. Dabei spielten sich auf beiden Seiten die linken Außenspieler in den Fokus: Günzburgs David Pfetsch und HCOB-Akteur Marcel Lenz avancierten zu den fleißigsten Torewerfern.
Der HC Oppenweiler/Backnang führte in den ersten 20 Minuten zumeist, kam aber nie mehr als zwei Tore weg. Als die Schiedsrichter Zeitstrafen gegen Tobias Gehrke und Ruben Sigle aussprachen, stand eine längere Unterzahl an, die die Murrtaler überstanden. Allerdings hatten sie danach eine Negativphase, in der sie Chancen ausließen. Der VfL nutzte das zu einer 17:15-Führung. Für die Gäste war das ein Warnschuss. Sie ließen bis zur Pause kein Gegentor mehr zu und schalteten nach Ballgewinnen blitzschnell zum Konter um. Marcel Lenz, Lukas Rauh und Eric Bühler (gleich zweimal) trafen, zur Pause führte der Gast mit 19:17 in der Europapokal-erprobten Günzburger Rebayhalle.
Nach Wiederanpfiff setzte sich der HCOB sogar mehrmals auf drei Tore ab. Die Chance, die Partie frühzeitig in souveräne Bahnen zu lenken, war da. Als Spielverderber erwies sich dabei aber der starke Günzburger Torwart Sascha Langhans, der viele Bälle abwehrte. So blieben die kampfstarken Gastgeber immer wieder in Schlagdistanz. Beim 26:26 gelang ihnen der Ausgleich durch Linksaußen Pfetsch. Sein Gegenpart auf HCOB-Seite sorgte dafür, dass die Freude nur kurz währte: Marcel Lenz besorgte nur 15 Sekunden später die neuerliche Führung für die Gäste.
In den Schlussminuten wurde sichtbar, dass Günzburgs beherzter Kampf mit einem großen Kraftaufwand verbunden war. Die HCOB-Handballer hatten die besseren Reserven. Sie stellten die Murrtaler nun vollends auf Sieg. Entscheidender Faktur Nummer eins: Eine gute Phase in der Defensive. In dieser krönte Torwart Jürgen Müller seine gute Leistung mit den gehaltenen Siebenmetern zwei und drei (gegen Matevz Kunst und Andre Alves). Faktor Nummer zwei: Die wiedergewonnene Treffsicherheit im Angriff. Zunächst gelang Martin Lübke sein Premierentor in der der Dritten Liga. Und Günzburgs letztes Anschlusstor (29:30) zehn Minuten vor dem Ende konterte der HCOB mit einer Fünf-Tore-Serie. Die Begegnung war entschieden.
Unterm Strich war es ein solider HCOB-Auftritt, mit einer weitestgehend guten Angriffsleistung und einigen Defiziten in der Abwehr. Vor allem aber überzeugte die Mannschaft dadurch, dass sie auch in schwierigen Phasen die Ruhe behielt. Und mit Blick auf die personelle Ausgangslage und die permanente Ungewissheit in der Spielvorbereitung kann man es auch auf den entscheidenden Nenner bringen: Aufgabe gelöst, gut gemacht, abhaken und weiter.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Matthias Heineke: „Wir hatten die richtige Einstellung und die nötige Ruhe, um so ein umkämpftes Spiel auswärts zu kontrollieren und zu gewinnen. Und genau darauf ist es nach dieser Woche heute auch angekommen.“
VfL-Trainer Gabor Czako: „Nach dem Hinspiel habe ich versprochen, dass es in Günzburg spannender wird, und das haben wir geschafft. Bei mir überwiegt der Stolz. Wir haben es über lange Strecken der Begegnung sehr gut gemacht. Allerdings hat das viel Kraft gekostet, und die Fehler, die wir dann gemacht haben, sind vom HCOB eiskalt genutzt worden.
Rund ums Spiel
Die Sportler in Quarantäne mussten die Begegnung vor den heimischen Bildschirmen verfolgen. Sicher nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Um trotzdem ein bisschen Mannschaftsgefühl aufkommen zu lassen, trafen sie sich zu einer virtuellen Konferenz. Am kommenden Wochenende wären sie aber gern auch wieder auf dem Spielfeld dabei. Da geht es dann gegen den SV Salamander Kornwestheim, ein weiteres wichtiges Spiel im Kampf um einen Platz unter den ersten Sechs und gegen die Gefahr der Teilnahme an der Abstiegsrunde.
Günzburgs Trainer Gabor Czako wird die bayerischen Schwaben nur noch bis zum Ende dieser Saison trainieren. Wohin ihn sein Weg führt, ist noch nicht bekannt. „In Ungarn wird ein Nationaltrainer gesucht“, scherzte der Sportler, in dessen Vita als Handballer (in Ottobeuren) und als Coach (in Söflingen und Günzburg) es in den vergangenen beiden Jahrzehnten immer wieder zu sportlichen Aufeinandertreffen mit den Handballern aus dem Murrtal gekommen ist.
Während in der Südgruppe der Dritten Liga alle Begegnungen durchgeführt wurden, führten Coronafälle in den anderen Staffeln zu einem deutlich dezimierten Spielbetrieb. In der Südwestgruppe beispielsweise wurde das Spiel des TSB Horkheim gegen den TV Germania Großsachsen abgesetzt.