Ruben Sigle, der routinierte Rückraumspieler, ging voran, mischte die Gästeabwehr in der Anfangsphase mächtig auf. Die Murrtaler bestimmten von Beginn an die Begegnung, lagen (außer beim 0:0 und beim 1:1) immer vorn. Die Abwehr wirkte wieder stabiler als zuletzt. Torwart Jürgen Müller agierte einmal mehr in sehr guter Form, sammelte fleißig Paraden. Auch Timm Buck traf aus dem Rückraum mit guter Quote. Er besorgte beim 9:5 nach einer Viertelstunde die erste Vier-Tore-Führung. Tobias Gehrke setzte mit einem Treffer in doppelter Unterzahl einen wichtigen Impuls.
Die Gäste mussten Nackenschläge verkraften. Erst sah Jonas Lösch (5. Minute) den roten Karton, dann folgte Julius Hoffmann (21. Minute) auf die Tribüne. Der eine hatte HCOB-Außenspieler Philipp Maurer so gefällt, dass für den das Match beendet war. Der andere legte Florian Frank, der daraufhin ebenfalls lange draußen saß, am Ende aber nochmal für einige Minuten kam. Luis Villgrattner kam aus Feld, sein Comeback nach langer Verletzungspause, der erste Schritt ist gemacht. Kurz vor dem Seitenwechsel sorgten Tim Dahlhaus mit einem Rückraumtreffer und Jakub Strýc mit einem Wurf über 33 Meter ins verwaiste gegnerische Tor für einen komfortablen 19:14-Pausenstand.
Nach dem Seitenwechsel zogen die Murrtaler weiter davon. Kreisläufer Alexander Schmid setzte sich wiederholt gut in Szene. Nach 38 Minuten sorgte er fürs 23:16 – die frühe Vorentscheidung? Nicht ganz. Die SG Köndringen/Teningen raffte sich nochmals auf, vor allem die Brüder Sebastian Endress (Rückraum Mitte) und Maximilian Endress (Linksaußen) hatten gute Szenen, verkürzten fast im Alleingang auf 20:24 aus Gästesicht. Mehr war für den Drittliga-Dino aus dem Breisgau aber nicht drin, denn der HCOB legte umgehend wieder einen Gang zu.
Marc Godon traf mit wuchtigen Würfen aus der zweiten Reihe. Das Spiel über den Kreis verursachte weiterhin kontinuierliche Torgefahr. Der schnelle Tobias Gehrke fand immer wieder die Lücken in der offensiv ausgereichten Abwehr der Gastmannschaft. Ohnehin gewann das spielerische Moment zunehmend an Gewicht. Die Heimmannschaft spielte viele Treffer schön heraus. Zwangsläufige Folge: Der Vorsprung wuchs an, betrug sieben Minuten vor dem Ende (und auch beim Schlusspfiff) zehn Tore. Es war die richtige Antwort auf die Pleite von Willstätt, es war ein würdiger Auftritt anlässlich des bedeutungsvollen Jubiläumsspiel-Anlasses – das Derby in Horkheim kann kommen.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Matthias Heineke: „Es war ein besonderer Abend mit den ganzen ehemaligen Größen in der Halle. Heute ging es für uns nicht über Leichtigkeit, sondern über den Kampf. In den ersten 30 Minuten haben wir noch ein paar zu leichte Gegentore kassiert, in der zweiten Halbzeit haben wir uns aber richtig freigespielt und auch wirklich schöne Tore erzielt.“
SG-Trainer Michael Schilling: „Der Sieg geht völlig in Ordnung. Wir hatten uns den in dieser Deutlichkeit nicht gewünscht, aber uns sind im Laufe des Spieles die Kräfte abhandengekommen. Alexander Schmid am Kreis haben wir gar nicht in den Griff bekommen.“
Rund ums Spiel
In der Gemeindehalle ging es hoch her. Die Stimmung war schon beim Spiel gut, nach dem Abpfiff war das Vereinszimmer bis tief in die Nacht – die Sperrstunde war in weiser Voraussicht schon vorab nach hinten verlegt worden – brechend voll. Der HCOB hatte das Jubiläumsspiel zum Anlass genommen, Handballer aus vier Jahrzehnten einzuladen. Viele folgten dem Ruf. Erinnerungen und Anekdoten aus alten Zeiten wurden ausgetauscht und die aktuelle Lage erörtert. Rainer Böhle hatte eine Fotowand mit Mannschaftsbildern aus 40 Jahren vorbereitet, die ausgiebig betrachtet wurde. Die Sportler des aktiven Drittligateams kümmerten sich um den Bierausschank und um die Bar. Den weitesten Anfahrtsweg hatte der frühere Torwart Jan Hummel. Er reiste aus Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein an. Michael Becht kam aus München und eilte gleich zielstrebig zum Infostand, mit dem Hauptsponsor Murrelektronik über Ausbildungsmöglichkeiten informierte: er war vor rund 40 Jahren einer der ersten Azubis beim Automatisierungsunternehmen aus der Sturmfedergemeinde. Sven Schröder und Tobias Mühlpointner erschienen im Trainingsanzug von 2005. Marke Adidas, bis heute unkaputtbar. Auch die Trainerlegende Wolfgang Klein ließ sich die Zusammenkunft nicht entnehmen und analysierte das Spiel in der ihm eigenen Art zielsicher: „Für einen Trainer gab es natürlich einige Dinge, die man verbessern kann. Aber es war schon ganz gut.“ Eine Ehrung gab es auch: Manuel Diederich wurde vor dem Spiel mit der Vereinsehrennadel in Gold des TV Oppenweiler ausgezeichnet. Er ist seit 40 Jahren Mitglied. Er wirkte über Jahrzehnte als Jugendtrainer, Spieler und als Coach der ersten Mannschaft erfolgreich mit. Fürs Ehemaligentreffen stellte er viele Kontakt her.
Michael Schilling, Trainer der SG Köndringen/Teningen, hat in Deutschlands größten Arenen gespielt. Flensburg, Kiel, Magdeburg, Göppingen. Aber auch die Gemeindehalle in Oppenweiler hat ihren Platz in der Vita des früheren Nationalspielers. „Hier habe ich mein letztes aktives Spiel gemacht“, erinnert er sich. Vor neun Jahren war „Pino“ längst Trainer des TuS Altenheim, der beim Spiel in Oppenweiler aber unter Personalnot litt. So sprang der langjährige Bundesligaspieler noch einmal ein.