Und dieses Mal: Sterile Geräumigkeit im Foyer. Dort, wo sonst eine elektrisierende Stimmung herrscht, ist nichts los. Eine Stunde vorher wurden noch die Schnelltests für alle Beteiligten im Foyer durchgeführt, schon da ging es sehr geordnet zu, und danach leerte sich der Raum vollends. Der Vereinsvorsitzende Gerold Hug sammelt noch schnell die Anwesenheitslisten zusammen. Die Ordner Dirk Sanwald und Claudio Petrusa geben acht, dass sich kein Neugieriger zur Halle verirrt. Aber nicht einer steht unerwartet vor der Sportstätte. Die Aufstiegsspiele sind derzeit nur ein Onlineprodukt, live und in Farbe. Aber eben kein Zuschauerereignis vor Ort.
Der HCOB hat für den Livestream ein engagiertes Team zusammen. Georg Beïs führt Regie, Philipp Weber sorgt für Zeitlupen und Einblendungen, Josh Kochhann moderiert. Der verletzte Spieler Marcel Lenz unterstützt ihn als Co-Moderator und berichtet von einem „tollen Einblick in die Arbeit eines Live-Sportkommentators, die sehr kurzweilig, interessant und mit viel Spaß verbunden war.“ Moritz Bühler führt die Hauptkamera, und an den Seiten und hinter dem Tor sorgen weitere Kameras für zusätzliche Perspektiven. So können die Zuschauer an den Bildschirmen mitfiebern. Das ist nicht dasselbe wie vor Ort in einer stimmungsvollen Halle, aber es ist eine Alternative.
Jürgen Buck, langjähriger Handballspieler des TV Oppenweiler und vor fünf Jahren als HCOB-Trainer „Retter“ im Abstiegskampf der Saison 2015/2016, verfolgte die Partie mit seiner Familie – Sohn Timm ausgeschlossen, der spielt mit – aus dem heimischen Wohnzimmer. Zumindest dort sei die Atmosphäre gut gewesen, und das Geschehen auf dem Spielfeld trug zur guten Laune bei. „Eine super erste Halbzeit“, bilanzierte Jürgen Buck und freute sich, dass Faktoren wie die Ausgeglichenheit und die Eingespieltheit zum Tragen kamen: „Die Mannschaft hat die Ausfälle gut kompensiert.“ Er freut sich auf die nächsten Spiele der Aufstiegsrunde – endlich wieder Samstagabendunterhaltung, wenn auch anders als sonst. „Die Liveübertragungen sind eine super Sache, um sich als HCOB bundesweit zu zeigen.“ Aber klar, auf Dauer würde er auch gern lieber wieder in die Halle und vor Ort zusehen.
Florian Frank hätte vor ein paar Wochen noch damit gerechnet, die Aufstiegsspiele übers Internet zu verfolgen. Doch nach der Verletzung von Marcel Lenz stand er im Kader, und dann trug er maßgeblich zum Sieg bei. „Das war ein Riesengefühl, es hat richtig Spaß gemacht“, sagt der Sportler, der nach einem Abstecher zum TSV Weinsberg seit Beginn dieser Saison wieder bei seinem Heimatverein zurück ist und dort an sich im Verbandsligateam hätte spielen wollen. „Als ich vom Ausfall von Marcel Lenz gehört habe, war ich den ganzen Tag über sehr angespannt. Ich glaube, ich habe noch nie gegen Horkheim gewonnen.“ Nun ist der Fluch besiegt. Florian Frank sagt, dass er sich sehr gefreut habe, mal wieder ein Heimspiel absolviert zu haben. „Aber ohne Zuschauer ist es nicht das gleiche. Ohne die Emotionen, die von allen Seiten kommen, alles sehr komisch. Daran will ich mich nicht gewöhnen.“
Damit ist er nicht allein. Und natürlich hoffen alle, dass diese Phase bald vorüber ist. Denn auch nach dem Spielende ist alles anders. Wenn Siege gefeiert oder Niederlagen diskutiert werden, kann es unter normalen Umständen auch mal Mitternacht werden. Dieses Mal geht es für die Sportler flink unter die Dusche und dann nach Hause. Um kurz nach 10 ist das Licht ausgeknipst und der Parkplatz leer.