Die zuletzt dreimal in Folge siegreichen Nordhorner spielten ihren ersten Angriff über 100 Sekunden lang aus, ehe Rückraumspieler Tarek Marschall das 1:0 erzielte. Danach ging es schneller. Zwei technische Fehler des HCOB, zwei Konter – 0:3. So hatten sich die Murrtaler den Start an der niederländischen Grenze nicht vorgestellt. In den Minuten darauf eroberten sie in der Abwehr einige Bälle und setzten ebenfalls Nadelstiche durch Gegenstöße. Nach neun Minuten stand es 5:5, der HCOB hatte sogar die Chance zur Führung, ließ sie aber aus.
Die beiden Zeitstrafen gegen Tjörvi Týr Gislason und Nick Fröhlich kamen zur Unzeit. Die Gastgeber nutzten die Überzahlspiele, um sich wieder abzusetzen. Pech für den HCOB: Den Murrtalern wurden zwei Tore durch Timm Buck und Nick Fröhlich aberkannt. Die Schiedsrichter hatten jeweils einen Schrittfehler festgestellt. Das passierte den Gästen an diesem Abend insgesamt vier Mal und trug zur hohen Zahl der technischen Fehler bei. Die HSG nutzte diese Phase, um sich auf 11:6 abzusetzen.
Nach einer Auszeit fanden die Handballer des HCOB wieder besser in die Begegnung. Der eingewechselte Torwart Janis Boieck wehrte mit 13 Paraden einige Würfe ab und war damit von allen vier eingesetzten Keepern der erfolgreichste. Die Gäste kämpften sich auf 10:13 heran. Dann stellte HSG-Coach Mark Bult seine Abwehr um und ließ Ian Hüter etwas offensiver decken. Für den langjährigen Co-Trainer der SG Flensburg-Handewitt war das der Schlüssel, um in der Schlussphase des ersten Durchgangs davonzuziehen.
Damit lag er einerseits nicht unrecht. Andererseits mussten sich die HCOB-Handballer auch selbst vorwerfen lassen, dass der Rückstand anwuchs: Sie leisteten sich im Angriff insgesamt zu viele technische Fehler, von denen viele (Abspielfehler, Fangfehler) sehr einfach und deshalb besonders bitter waren. Der Rückstand wuchs bis zum Seitenwechsel auf 13:19 an – eine Konsequenz nachlassender Konzentration.
Damit war für die zweite Halbzeit klar: Wenn die HCOB-Handballer noch einmal für Punkte infrage kommen wollten, mussten sie sich gewaltig steigern. Der Auftakt war zunächst wenig verheißungsvoll, denn wieder wurde ein Tor – in diesem Fall von Jan Forstbauer – wegen eines Schrittfehlers aberkannt.
Danach eroberten die Akteure des Trainerteams Volker Blumenschein und Tobias Klisch mit einer etwas offensiveren Abwehr mehrere Bälle. Auch das einzige Überzahlspiel des Abends nutzte der Aufsteiger, der bis zur 36. Minute auf 16:19 herankam. Ein wesentlicher Aktivposten, nicht nur in dieser Phase, sondern im ganzen Match, war Rückraumspieler Jan Forstbauer, der mit sieben Toren auch bester Werfer der Gastmannschaft war.
Allerdings erholten sich die Niedersachsen von diesem Schuss vor den Bug schnell wieder. Der zuvor für seine Abwehrkünste gelobte Ian Hüter glänzte nun im Angriff, erzielte drei Tore in kurzer Zeit und brachte die HSG wieder mit 25:19 in Führung. Die Gastgeber hatten das Geschehen nun im Griff. Sie begingen im gesamten Spiel nur halb so viele technische Fehler wie der HCOB. Insgesamt lieferte der frühere Europapokalsieger an diesem Abend keine Galavorstellung ab und wäre durchaus in Bedrängnis zu bringen gewesen. Der Club aus Baden-Württemberg kam aber in vielen Belangen nicht an die Leistungen heran, die er beispielsweise in der Vorwoche beim Heimspiel gegen den HC Elbflorenz 2006 gezeigt hatte.
Somit war die Frage nach dem Gewinner an diesem Abend früh geklärt. Den HCOB-Handballern gelang es lediglich, das Ergebnis am Ende zu schönen und mit 29:34 zu verlieren. Trainer Tobias Klisch ließ sich davon jedoch nicht blenden und betonte: „Das Ergebnis war heute leider das Beste.“ Ansonsten überwog die Enttäuschung über diesen Rückschritt. Gegen den 1. VfL Potsdam müssen sich die HCOB-Handballer in der kommenden Woche besser präsentieren.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Tobias Klisch: „Das Beste am Spiel war leider das Ergebnis. Wir gehen heute mit 19 technischen Fehlern raus, darunter waren auch viele einfache, beim Eckball oder beim Abspiel.“
HSG-Trainer Mark Bult: „Anfangs waren wir zu passiv, dann haben wir mit Ian Hüter als vorgezogenem Spieler agiert , damit wurde es besser. Im Angriff hatten wir viel Intensität. Die zweite Halbzeit war nicht nach meinem Geschmack.“
Rund ums Spiel
Der HCOB musste nicht nur die Punkte lassen, sondern hatte auch Verletzungspech. Rückraumspieler Nick Fröhlich fiel in den Schlussminuten aufs Knie und musste vorzeitig vom Spielfeld. Lukas Rauh bekam einen Schlag auf den Unterleib und musste erst das ärztliche Okay einholen, ehe er zur Rückfahrt in den Mannschaftsbus klettern konnte.
Der HCOB bleibt Letzter, auf den „rettenden“ Platz 16 sind es weiter drei Punkte Rückstand. Die Mitkonkurrenten im Abstiegskampf gingen am Wochenende ebenfalls leer aus.
Am kommenden Sonntag erwartet der HCOB um 17 Uhr den 1. VfL Potsdam.






