Der Auftakt ist beiden Mannschaften geglückt. Dabei gab es in Spiel eins einige Parallelen. Die HSG spielte bei der TSG Söflingen, der HCOB gegen den TSV Neuhausen/Filder, beide also gegen einen Novizen aus der Baden-Württemberg-Oberliga. Auch beim finalen Toreabstand herrschte nach 60 Minuten Gleichstand: zehn Tore Differenz waren es sowohl in der Kuhberghalle in Ulm wie auch in der Gemeindehalle in Oppenweiler. Ein Unterschied: Der HCOB verdiente sich seinen Erfolg vor durch eine gute Abwehrleistung (nur 21 Gegentreffer), Konstanz beeindruckte offensiv (satte 39 Tore).
Die hohe Trefferzahl der HSG kommt für Matthias Heineke, den HCOB-Trainer, nicht überraschend. Ihm ist aufgefallen, dass die Sportler vom Bodensee seit dem Trainerwechsel - Jörg Lützelberger trat zum Vorbereitungsstart die Nachfolge von Vereinsikone Daniel Eblen an – auf eine außergewöhnlich offensive 3:2:1-Abwehr setzen und das Tempospiel in allen Phasen forcieren. Bedeutet für seine Mannschaft: „Wir haben sehr spezielle Aufgaben im Rückzugsverhalten vor uns.“ Und die Murrtaler wollen selbst Akzente setzen und Druck ausüben. „Wir müssen unser Tempospiel durchziehen, um in Konstanz erfolgreich zu sein.“ Dass auch die Chancenverwertung besser werden muss versteht sich angesichts von 18 Fehlversuchen im Auftaktspiel fast von allein.
In Konstanz (und auch in allen anderen Hallen) dürfen die Vereine seit Beginn dieser Runde wieder Zuschauer empfangen. Darüber freuen sich alle – und zugleich wirft es die interessante Frage auf, ob das für die Heimmannschaften nun ein Vorteil und für die Gastmannschaften ein Nachteil ist. HCOB-Coach Matthias Heineke rechnet nicht mit grundlegenden Auswirkungen: „Ich weiß nicht, ob es zu anderen Ergebnissen führen wird, da die Heimteams auch in der vergangenen Runde viele Punkte gesammelt haben, als unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt wurde.“ Fakt sei aber, und das gilt für stimmungsvolle Hallen, wie es die Gemeindehalle und die Konstanzer Schänzle-Sporthalle sind, gleichermaßen: „Die Zuschauer stellen eine viel emotionalere Atmosphäre her – und darum können Spiele sicher innerhalb von wenigen Minuten in die eine oder andere Richtung gedreht werden.“ Vielleicht passiert das auch am Samstag, aber in welche Richtung?
Was die Ausgangslage betrifft, kommen die Handballer von der Schweizer Grenze – von der Halle zum Zollamt ist es nicht einmal ein Kilometer – um eine Favoritenstellung nicht herum. Der Club hat durch den großen Einsatz seiner Vordenken erstklassige Rahmenbedingungen für seine Sportler geschaffen. „Sie haben den breitesten Kader, auch qualitativ gibt es kein anderes Team mit mehr Optionen. Dazu der Riesenvorteil, dass Konstanz mehr trainieren kann als alle anderen. Das Umfeld, die Struktur, der Kader – alles ist vorbereitet für die zweite Liga“, sagt Matthias Heineke – wohlwissend, dass sich ein Auswärtscoup in Konstanz nicht so einfach aus dem Ärmeln schütteln lassen wird. Zugleich darf man sich aber auch sicher sein: Die HCOB-Handballer werden die Aufgabe mit einem genauen Plan angehen. Wenn sie ihn umsetzen, ist von einem engen Spiel bis hin zu einem Sieg alles möglich. Personell sieht es gut aus: Alle Spieler mit Ausnahme von Isaiah Klein sind fit.
Rund ums Spiel
Der HCOB nimmt zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren wieder Fans im Mannschaftsbus mit. Weil sich das Team mitsamt Betreuerstab vollständig hat impfen lassen, gilt der 2G-Maßstab auch für alle, die im Bus mitreisen wollen. Anmelden kann man sich bei Erich Maier (Telefon 07191/4216), los geht es um 14:30 am Freibad in Oppenweiler. In der Konstanzer Schänzle-Sporthalle wiederum gilt 3G. Die Gastgeber bieten an, sich vorab ein Onlineticket zu kaufen. Weil die Halle zu 100 Prozent ausgelastet werden darf, wird es aber auch ausreichend Karten an der Abendkasse geben.
Im DHB-Pokal ist Runde zwei ausgelost. HCOB-Bezwinger TV Hüttenberg darf sich über das Gastspiel von Bundesligist Frisch Auf Göppingen freuen. Über ein solches Los hätte man auch im Murrtal gejubelt – vielleicht gelingt es ja in der kommenden Saison.
Die Begegnung in Konstanz wird live auf Sportdeutschland.TV übertragen. Wer zuschauen möchte, benötigt einen Account und ein Ticket zum Preis von 4,50 Euro.
Über die HSG Konstanz
Die Handballer vom Bodensee haben den Verbleib in der Zweiten Bundesliga nur knapp verpasst. Vier der vergangenen fünf Spieljahre verbrachte der Club im Bundesliga-Unterhaus. Der Abstieg 2019 wurde mit dem umgehenden Wiederaufstieg 2020 ausgemerzt. Auch in dieser Runde will der Verein vorne mitspielen. Die markanteste Veränderung ergab sich vor dieser Runde auf der Trainerbank: Der frühere Bundesligahandballer Jörg Lützelberger löste Daniel Eblen ab, der die Mannschaft seit 2004 betreut hatte. In der Vorbereitung gab es viele bemerkenswerte Ergebnisse, auch gegen Teams aus höheren Ligen. Zum Rundenstart setzte sich Konstanz deutlich bei Aufsteiger TSG Söflingen durch. Mit Linkshänder Lukas Köder spielt ein Handballer für die HSG, der einst auch mehrere Spielzeiten im Trikot des HCOB absolviert hatte. Nach einem einjährigen Intermezzo bei der SG Leutershausen zog es ihn in diesem Sommer an den Bodensee.