Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang stehen im Kampf um den Klassenverbleib unter Druck und müssen punkten. Nach zehn Spieltagen bedeuten 2:18 Punkte den letzten Tabellenplatz. Mit TuSEM Essen, den Eulen Ludwigshafen und dem Mitaufsteiger HSG Krefeld Niederrhein gibt es Teams, die durchaus in Reichweite sind. Aber nur mit Erfolgen wird der HCOB zu diesen aufrücken können.
Allerdings stehen die Vorzeichen derzeit nicht einfach. Zwar ging es zuletzt in der Leistung nach oben und ein Aufwärtstrend war unverkennbar. Die Qualität der Gegner ist momentan jedoch von besonderer Zweitligagüte. Vor drei Wochen war der aktuelle Tabellenzweite HBW Balingen-Weilstetten zu Gast, und unlängst ging es auswärts gegen den Tabellenfünften Dessau-Roßlauer HV 06.
Und am Wochenende? Da geht es erneut gegen ein Team aus der Spitzengruppe: Der HC Elbflorenz 2006 ist derzeit Vierter. Weil das erste Drittel der Saison fast gespielt ist, sind solche Platzierungen mehr als eine anfängliche Momentaufnahme und sagen etwas über das Leistungsvermögen aus. Die Favoritenrolle für das Duell am Sonntag liegt auf Seiten der Sachsen.
„Wir mussten“, berichtet HCOB-Coach Tobias Klisch vom gemeinsamen Videostudium mit seinen Kollegen Volker Blumenschein, „recht lange suchen, um die eine oder andere Schwachstelle im Spiel des HC Elbflorenz 2006 zu finden.“ Ansonsten hinterließen die Aufzeichnungen vor allen eins: Eindruck.
„Für mich ist das eine der absoluten Topteams der Liga“, sagt Tobias Klisch. Die Defensive sei nicht nur sehr stabil, sondern auch sehr variabel aufgestellt, findet der HCOB-Coach. „Im DHB-Pokalspiel gegen den Erstligisten Melsungen standen sie deutlich höher als in den Zweitligaspielen gegen Ludwigshafen oder Ferndorf.“
Apropos DHB-Pokal. „Wenn man sich die Reise von Elbflorenz in diesem Wettbewerb ansieht, dann gehen wir als klarer Außenseiter ins Spiel“, findet Tobias Klisch. In Runde eins gewannen die Dresdener beim HCOB, das hatte die Buchmacher noch nicht in Unruhe versetzt. Aber dann: Sieg in Runde zwei gegen den HSV Hamburg, „ein wirklich gutes Bundesligateam“. Im Achtelfinale zwang der HC Elbflorenz mit der MT Melsungen ein Team der erweiterten Bundesligaspitze in die Verlängerung. „Dabei haben sie kurz vor Schluss wie der sichere Sieger ausgesehen“, findet Tobias Klisch.
Kurzum: auf die HCOB-Handballer wartet eine Herkulesaufgabe. „Wir müssen sehr geduldig und diszipliniert angreifen“, sagt Tobias Klisch. Ballverluste werden in Liga zwei ohnehin regelmäßig bestraft, und der HC Elbflorenz verfüge dazu über ein besonders gutes Tempogegenstoßspiel. „Da dürfen wir auf keinen Fall in alte Muster verfallen.“
Die Leistung vom Spiel in Dessau macht den HCOB-Handballer Mut. Trainer Volker Blumenschein findet: „Unser Gegenstoßspiel kommt besser ins Rollen, auch unsere Abwehr war 45 Minuten sattelfest. Die positiven Dinge haben sich vermehrt und länger angehalten. Das Team spürt, dass das intensive Training anschlägt.“ Gegen Balingen und in Dessau sei es phasenweise gelungen, das Tempo zu kontrollieren und einen guten Zugriff in der Abwehr zu haben, „das müssen wir weiter ausbauen.“
Die Inhalte in den Trainingseinheiten werden sich beim HCOB deshalb auch nicht arg verändern. „Wir arbeiten weiter viel im athletischen und taktischen Bereich“, sagt Volker Blumenschein. Ein Schwerpunkt lag auf der Abschlussquote – und da schließt sich dann auch der Kreis zu seinem Mittrainer Tobias Klisch –, „die wir optimieren müssen, um weniger Gegenstöße zu bekommen.“
Insofern gilt es, weiter nach vorne zu blicken. Auch wenn die tabellarische Situation schwer ist und die Aufgabe am Sonntag anspruchsvoll: der HCOB muss nun einen Schritt nach dem anderen machen. Und auch wenn die Wettquoten – bei Tipico gibt es für einen HCOB-Heimsieg beispielsweise das 5,8-fache des Einsatzes zurück – nicht gerade für die Hausherren sprechen: Eine kleine Chance gibt es in jedem Spiel.
