Der Blick auf die Tabelle: Mit zwei Unentschieden hat der HCOB nur zwei Pluspunkte erzielt. Damit ist der Aufsteiger Letzter in der Tabelle. Um den Ligaverbleib zu schaffen, muss er zwei Ränge gutmachen. Das wird nicht einfach, aber zumindest lässt sich derzeit schon erahnen, dass in dieser Runde wohl nicht wie im Vorjahr fast 30 Punkte für den Verbleib in der Spielklasse notwendig werden. Klar ist aber auch: Demnächst muss ein Erfolgserlebnis her. Denn der Rückstand auf Platz 16 beträgt halt doch drei Punkte. Das Restprogramm in der Vorrunde weist mit Duellen gegen Potsdam, in Bietigheim und gegen Lübeck drei Matches gegen Rivalen aus, in denen der HCOB klarer Außenseiter ist. Außerdem kommt es zu Duellen mit Ludwigshafen und N-Lübbecke, den Teams, zu denen die HCOB-Handballer tabellarisch gern aufschließen wollen. Im Moment gilt der Fokus aber zu 100 Prozent dem Match gegen den 1. VfL Potsdam.
Das sagt der Routinier: Dominik Weiß ist einer der erfahrensten Akteure beim HCOB. Der 36-jährige Rückraumspieler hat viele Jahre in den ersten beiden Ligen gespielt. Er hat Phasen erlebt, in denen er mit seinen Teams Sieg um Sieg einfuhr, kennt sich aber auch mit Abschnitten aus, in denen es nicht so gut läuft – wie derzeit beim HCOB. Dennoch ist er zuversichtlich: „Keiner von uns verliert gerne. Wir spielen Handball, weil es uns Spaß macht und wir gewinnen wollen. Daran hat sich nichts geändert. Wenn überhaupt, dann wird dieses Bedürfnis immer größer.“ Im Training werde hart gearbeitet, berichtet Dominik Weiß. „Es ist sicherlich schwierig, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufzubauen, wenn die großen Erfolgserlebnisse ausbleiben. Wir müssen uns auf jeden kleinen Erfolg konzentrieren und diese kleinen Erfolgserlebnisse Stück für Stück aneinanderreihen. Diese Fähigkeit ist extrem wichtig im Sport.“ Momentan zahle das Team auf dem Weg dorthin viel Lehrgeld. Aber im Training sehe man, dass die Mannschaft heiß ist. „Darum bin ich zuversichtlich, dass wir als Team mit den Fans bald wieder einen Sieg bejubeln.“ Vielleicht schon am Sonntag gegen den 1. VfL Potsdam. „Der Lange“, wie Dominik Weiß aufgrund seiner Körpergröße von 2,10 Metern genannt wird, möchte seinen Teil dazu beitragen und erklärt: „Unser Spiel profitiert davon, wenn wir mit Tempo aus der Abwehr kommen, aber dann mit der nötigen Ruhe bis zur Torchance spielen. Wir haben es oft nicht hinbekommen, diese Tempowechsel effektiv einzusetzen. Dadurch sind zu viele Fehler und hektische Situationen entstanden. So haben wir uns in einigen Spielen selbst geschlagen. Ich will meinen Teil dazu beitragen, die Ordnung und Disziplin zu wahren. Fehler werden passieren, das gehört zum Sport. Aber die Anzahl muss sinken und die Art der Fehler muss sich verändern. Das gelte auch und besonders für das Spiel am Sonntag. „Wir müssen Potsdam dazu zwingen, uns zu beweisen, dass sie an diesem Tag das bessere Team sind. Wenn wir das mit einer solidarischen Abwehr und einem daraus resultierenden Tempospiel verhindern können, dann wird das ein spannendes und enges Spiel“, sagt Dominik Weiß. Vielleicht sogar mit einem Happy End? „Wir waren schon mehrfach nah an einem Sieg. Ich möchte, dass wir so bald wie möglich eines dieser engen Spiele gewinnen.“
Das sagt der Coach: Volker Blumenschein, der gemeinsam mit Tobias Klisch das Zweitligateam des HCOB trainiert, hat sich über die Niederlage bei der HSG Nordhorn-Lingen geärgert, da diese einen Rückschritt gegenüber den Leistungen der vergangenen Wochen darstellte. „Das Spiel hat uns aufgezeigt, dass wir immer zu 100 Prozent konzentriert und fokussiert bleiben müssen“, sagt der Coach. Vor dem Heimspiel gegen Potsdam ist er jedoch nicht pessimistisch, im Gegenteil: „Das Team kann das, und unsere Fans werden uns den Rücken stärken.“ Denn obwohl der Aufsteiger noch auf den ersten Sieg wartet, gab es in den vergangenen Wochen stets intensive Unterstützung von den Rängen. Noch wichtiger ist natürlich, was sich auf dem Spielfeld tut. „Da müssen wir unser Abwehrzentrum wieder verdichten und gute Wurfbilder für unsere Torhüter erzeugen“, fordert Blumenschein. Dass auf diese Verlass ist, haben sie zuletzt bewiesen. Dave Hörnig sammelte in der Heimpartie gegen den HC Elbflorenz 2006 fleißig Paraden und Janis Boieck war in Nordhorn von allen vier Torhütern derjenige mit den besten statistischen Werten. Aus HCOB-Sicht weniger erfreulich war allerdings die Kennzahl „technische Fehler“. Die Scouts der Handball-Bundesliga vermerkten 19 Stück davon – zu viel, um um den Sieg mitzuspielen. Insofern ist es einfache Mathematik, wenn Volker Blumenschein betont: „Es wird ganz entscheidend sein, dass wir wenige einfache Fehler im Angriff machen.“ Dabei ist auf das sprachliche Detail zu achten: Weniger wären immer noch zu viel, es sollen wenige Fehler werden. Vor dem Rivalen aus Potsdam hat Blumenschein viel Respekt: „Sie spielen im Angriff ausgesprochen geduldig, bis sich eine gute Wurfchance auftut.“ Und auch das Zusammenspiel zwischen Rückraum und Kreis bewegt sich nach Ansicht des HCOB-Coaches auf einem sehr guten Level. Der Blick auf die Tabelle macht das Team aus Brandenburg zum Favoriten. Dennoch gibt sich Volker Blumenschein kämpferisch. „Wir möchten an die Leistung aus dem Spiel gegen den HC Elbflorenz 2006 anknüpfen und gewinnen.“
Über die Gastmannschaft: Der 1. VfL Potsdam zählt zur erweiterten Spitzengruppe der Liga und ist mit acht Siegen und nur vier Niederlagen derzeit auf dem sechsten Platz. Der Verein aus der brandenburgischen Landeshauptstadt durchlebte im Sommer nach dem Abstieg aus der ersten Bundesliga einen großen personellen Umbruch. Das Team hat wieder zahlreiche interessante Spieler in seinen Reihen. Unter anderem wechselten gleich drei italienische Nationalspieler in die fast 200.000 Einwohner zählende Stadt westlich von Berlin: Davide Bulzamini, Gabrielle Contacchi und Marco Mengin. Das ist kein Zufall, denn Bob Hanning, Manager der Füchse Berlin und „Head of Sports“ beim 1. VfL Potsdam, coacht auch das italienische Nationalteam. Von diesen Vernetzungseffekten profitierten die Potsdamer zuletzt auch nach dem Ausfall des österreichischen Rückraumspielers Markus Mahr: Der U19-Weltmeister William Reichardt, der bislang bei den Füchsen Berlin vorranging im Drittliga- sowie bei internationalen Matches auch im Bundesligateam spielte, wurde umgehend mit einem Zweifachspielrecht ausgestattet und verstärkt nun das Zweitligateam des 1. VfL Potsdam unter Coach Emir Kurtagic.
Personalien: Zu Beginn dieser Woche gab es eine gute Nachricht. Das Knie von Rückraumspieler Nick Fröhlich hat die Partie in Nordhorn unbeschadet überstanden. Er kann wieder mitspielen. Ob dies auch für Lukas Rauh gilt, ist unsicher. Der Kreisläufer bekam bei der Begegnung an der niederländischen Grenze einen Schlag in den Unterleib und konnte nicht sofort wieder ins Training einsteigen. Ob er eingesetzt werden kann, wird sich kurz vor dem Spiel zeigen. Ein anderer Kreisläufer, Ruben Sousa, sieht unterdessen Licht am Ende des Verletzungstunnels, denn er ist wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen.
Rund ums Spiel
Fürs Heimspiel gegen den 1. VfL Potsdam gibt es noch ein paar Sitzplatzkarten sowie Stehplätze in ausreichender Anzahl, online unter www.hcob.de/tickets sowie an der Abendkasse.
Auf der Livestream-Plattform von DYN wird die Begegnung live übertragen.
