Mit 2:30 Punkten steht der Aufsteiger auf dem letzten Platz. Selbst Optimisten erkennen, dass der Weg zum Ligaverbleib angesichts dieser Ausgangslage schwierig ist. Hoffnung gibt vor allem die Tatsache, dass mit TuSEM Essen und Mitaufsteiger HSG Krefeld Niederrhein zwei weitere Mannschaften mit 6:26 Punkten noch nicht weit enteilt sind. Solange die HCOB-Handballer jedoch nicht selbst zu punkten beginnen, sind Überlegungen, wie der Rückstand aufgeholt werden kann, schwierig.
Insofern schmerzte die Niederlage gegen die Eulen aus Ludwigshafen gleich doppelt. Einerseits war das Team aus Rheinland-Pfalz vor wenigen Wochen selbst noch ein Kellerkind, hat sich durch fünf Punkte aus drei Spielen nun aber abgesetzt. Zum anderen waren die HCOB-Handballer vor 2063 Zuschauern – Saisonrekord in der Friedrich-Ebert-Halle – durchaus auf Kurs, den Traditionsverein, der in dieser Saison sein 30-jähriges Bundesligajubiläum feiert, ernsthaft in die Bredouille zu bringen.
In der ersten Halbzeit hatten die Gäste lange Zeit Vorteile. Entscheidend dafür war die gute Leistung in der Defensive, für die es Lob vom Weltmeister gab. „Der HC Oppenweiler/Backnang hat in der Abwehr sehr gut gearbeitet“, sagte Michael Haaß, der Coach der Eulen. Die HCOB-Handballer agierten zweikampfstark, hielten die gegnerischen Werfer vom eigenen Tor fern und brachten damit Torwart Janis Boieck ins Spiel, der eine gute Leistung zeigte und 13 Paraden sammelte.
Insgesamt kassierte der HCOB in den ersten 22 Spielminuten nur sechs Gegentore. Das brachte ihm, weil er im Angriff durchaus auch mal lange Angriffe spielte und dann zuschlug, wenn sich eine gute Torgelegenheit bot, eine 10:6-Führung ein. Vor allem Rückraumspieler Timm Buck knüpfte an seine guten Leistungen der vergangenen Wochen an, mit neun Toren war er der erfolgreichste Werfer seines Teams. Auch das Zusammenspiel mit Kreisläufer Ruben Sousa war gut, In dieser Phase habe das vielzitierte Momentum durchaus beim Außenseiter aus Baden-Württemberg gelegen, fand Eulen-Coach Michael Haaß.
Sein Gegenüber Tobias Klisch vom HC Oppenweiler/Backnang bilanzierte nach dem Spiel deshalb auch: „Wir hadern damit, dass es uns nicht gelungen ist, eine Führung von vielleicht zwei oder drei Toren mit in die Halbzeitpause zu nehmen.“ Eine Zeitstrafe gegen Nick Fröhlich wurde mit einem 0:3-Lauf der Eulen bestraft, die wieder dran waren und mit den letzten zwei Toren in Durchgang eins den Ausgleich schafften. „Der war für uns auch sehr wichtig“, meinte Michael Haaß. Aus Sicht des HCOB war das 13:13 angesichts der über 20-minütigen Dominanz zu wenig.
Für die Gäste kam es zu Beginn von Durchgang zwei aber noch schlimmer. „Die Eulen sind brutal stark aus der Kabine gekommen, und wir haben in mehreren Angriffen hintereinander den Ball nicht einmal aufs Tor gebracht“, bemängelte HCOB-Coach Tobias Klisch. Die Gäste agierten im Angriff harmlos, verfielen in Hektik und mussten den Ball immer wieder an die Gastgeber abgeben. Diese erzielten dadurch Kontertore und verschafften sich binnen weniger Minuten eine 19:14-Führung. Ein weiterer technischer Fehler unmittelbar nach einer Auszeit führte zu einem Gegentor ins nun verwaiste HCOB-Tor und zu einem Sechs-Tore-Rückstand.
Damit war die Partie binnen weniger Minuten gedreht und die Charakteristik der Begegnung eine andere. Die Eulen hatten im Angriff nun weniger Druck und konnten den einen oder anderen Fehler verschmerzen. Der HCOB fand im Angriff mit einem siebten Feldspieler wieder zu mehr Struktur. Die Mannschaft spielte sich dadurch Chancen heraus und kam nochmals auf vier Tore heran. Allerdings taten einzelne Fehler nun besonders weh, weil sie die Hoffnungen auf eine Aufholjagd schnell zunichtemachten. In diesem Zusammenhang war es auch ein schlechtes Zeichen, dass Ziga Urbic, der slowenische Torhüter der Eulen, in Erscheinung trat und mehrere Bälle abwehrte.
Kurzum: Die HCOB-Handballer mühten sich in den Schlussminuten, kamen aber nicht mehr heran. Ludwigshafen spielte es letzten Endes souverän herunter. Trainer Michael Haaß fand: „Meine Mannschaft hat das heute stark gelöst. Wir haben uns ein bisschen Luft im Abstiegskampf verschafft.“ Für den HCOB wird die Luft nach der 24:30-Niederlage zunehmend dünner. Dass die zweite Bundesliga demnächst aufgrund der Europameisterschaft sechs Wochen pausiert, ist sicherlich kein Nachteil. Es gibt jedoch eine letzte Chance, die Vorrunde nicht ganz ohne Sieg abzuschließen: das Weihnachtsspiel am 26. Dezember gegen den TuS N-Lübbecke.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Tobias Klisch: „Wir hadern damit, dass es uns nicht gelungen, eine Führung von zwei oder vielleicht drei Toren mit in die Halbzeitpause zu nehmen. Die Eulen sind dann brutal stark aus der Kabine gekommen, und wir haben in mehreren Angriffen hintereinander den Ball nicht einmal aufs Tor gebracht mit der Konsequenz, dass wir dann einem entscheidenden Rückstand hinterherlaufen, zumal wir in der zweiten Halbzeit dann auch zu oft am gegnerischen Torwart gescheitert sind.“
Eulen-Trainer Michael Haaß: „Heute bin ich erleichtert, denn es war eine unfassbar schwere Aufgabe, weil 2000 Zuschauer nichts anderes als einen Sieg erwartet haben. Der Spielstand zur Pause geht völlig in Ordnung und es war für uns sehr wichtig, den Gleichstand zu erreichen, denn der HC Oppenweiler/Backnang hat in der Abwehr sehr gut gearbeitet. Am Ende war es dann ein verdienter Sieg, mit dem wir uns ein bisschen Luft im Abstiegskampf verschafft haben. Meine Mannschaft hat das heute stark gelöst.“
Rund ums Spiel
Valentin Abt kam nach seiner Verletzungspause zu ersten Spielminuten. Auch Niklas Diebel war wieder im Einsatz, wenn auch zunächst nur in der Abwehr. Dafür musste Rückraumspieler Dominik Weiß krankheitsbedingt passen.


