Nach vier Minuten schied Jakub Strýc aus, er war nach einem Zusammenprall benommen. Weil Tim Düren ebenfalls verletzt fehlte, war der zu Beginn der Aufstiegsrunde so gute Innenblock damit komplett gesprengt. Nun mussten es ein Routinier und ein Youngster richten: Philipp Schöbinger und Lukas Rauh. Beide überzeugten durch großen Einsatz. Und klar: vor allem der starke Auftritt von Jungspund Rauh tat dem Mannschaftsgefüge enorm gut. Die Mitspieler erkannten schnell, dass sie sich aufs Zentrum verlassen können. Sie gaben dementsprechend ebenfalls viel Gas. Auch Torwart Jürgen Müller hielt wie gegen Dansenberg klasse, er wehrte allein drei Siebenmeter ab und gewann das Duell mit seinem Gegenüber Oliver Krechel deutlich.
Der HCOB setzte sich in der Anfangsviertelstunde auf 11:7 ab. Im Rückraum lenkte Kevin Wolf das Spiel geschickt. Timm Buck überzeugte durch Torgefahr und durch gute Zuspiele. Auch Ruben Sigle setzte sich immer wieder aus dem Rückraum durch. Außerdem biss die Flügelzange zu: Marcel Lenz traf von links, Philipp Maurer von rechts. HSG-Coach Mike Pallach wurde auf der Bank zunehmend ungeduldig. Er wechselte Keeper Krechel aus, beide diskutierten lautstark. Der HCOB wirkte geschlossener, setze immer wieder Nadelstiche durch Konter. Zur Pause stand es 21:17.
Nach Wiederanpfiff verteidigte der HC Oppenweiler/Backnang seinen Vorsprung mit großem Elan. Wohl kam die HSG Krefeld Niederrhein durch ihren treffsicheren Außenspieler Steffen Hahn einige Male auf zwei Tore heran, doch die Gäste hatten immer eine Antwort parat. Und sie waren im Konter einfach eine Klasse besser, erzielten so immer wieder vermeintlich „einfache“ Tore. Florian Frank knüpfte nahtlos an den Auftritt von Marcel Lenz an, er erzielte das wichtige 26:22. Und um den in Angriff und Abwehr gleichermaßen geforderten Philipp Schöbinger ein wenig zu entlasten, spielte Lukas Rauh nun auch vorne mit. Prompt gelangen ihm am Kreis – und dort hatte er außer an den Sporttagen noch nie gespielt – zwei wertvolle Treffer.
Zehn Minuten vor dem Ende ließ die HCOB-Durchschlagskraft im Positionsanspiel ein wenig nach, das aber kompensierten die Murrtaler durch Ballgewinne in der Abwehr. Diese mündeten wieder in Konter, Krefeld kam gegen die flinken Angreifer aus dem Murrtal einfach nicht hinterher. Die Hausherren merkten, dass nichts mehr zu holen sein würden. Sie versuchten es mit einer offensiven Abwehr, das brachte aber nur vereinzelte Ballgewinne. Zugleich taten sich Lücken auf, und so entschieden die Gäste die Partie schon einige Minuten vor dem Ende.
Am Ende hieß es 38:33, und damit ist die Überraschung perfekt: Der HC Oppenweiler/Backnang ist mit 9:3 Punkten der Sieger der Vorrundengruppe B. Er kann am Wochenende vor den Bildschirmen schauen, wer ebenfalls den Sprung in die Finalserie schafft – oder die möglichen Gegner aus der Nordgruppe analysieren. Fakt ist jedenfalls: Am kommenden Wochenende geht es zum Nord-Vierten, am 29. Mai steigt das Rückspiel in Oppenweiler. Nur noch vier Begegnungen trennen die Murrtaler vom Aufstieg in die zweite Handball-Bundesliga.
Stimmen zum Spiel
Matthias Heineke: „Es war die maximale Herausforderung. Wir hatten einen personellen Aderlass, vor allem im Innenblock. Unser Youngster Lukas Rauh hat das aber super aufgefangen, und das hat die ganze Mannschaft mitgenommen. Am Ende waren wir im roten Bereich, aber wir hatten eine Riesenmentalität.“
HSG-Trainer Mike Pallach: „Der Gruppensieger für den HC Oppenweiler/Backnang ist nach dieser Leistung verdient. Wir hingegen sind mit einer ganz anderen Erwartung in dieses Spiel gegangen.“
Florian Frank: „Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal in Krefeld verloren zu haben.“
Rund ums Spiel
Ein Statistik-Fachmann hatte einige Annahmen getroffen und errechnet: Das HCOB-Risiko, die Zwischenrunde zu versäumen, stand vor dem vorletzten Spieltag bei 1:400. Am Mittwochabend war auch das Makulator, weil es beim Spiel Pfullingen gegen Hanau kein Unentschieden gab. Der VfL hatte im selben Moment Gewissheit über den Einzug in die Zwischenrunde, der bereits jahrelange Parallelflug beider Teams geht weiter. Die HCOB-Handballer konnten die Nacht nun ganz entspannt mit dem Traum an den Gruppensieg verbringen – und setzten ihn tags darauf um.
Der ehemalige Gruppenfavorit Krefeld ist noch nicht raus. Siegt er am Sonntag in Horkheim, geht es für den Club vom Niederrhein weiter. Eine Art Endspiel stellt außerdem die Partie zwischen Hanau und Dansenberg dar.
In der Nord-Staffel der Aufstiegsrunde gab es die erste Corona-bedingte Spielabsage. Der MTV Braunschweig konnte in Vinnhorst nicht antreten. Auch das fürs Wochenende vorgesehene Duell mit Hagen fällt aus. Die Begegnungen werden für den MTV als verloren gewertet. Damit stehen Potsdam, Rostock, Hagen und Vinnhorst als Teilnehmer an der Zwischenrunde fest. Am letzten Spieltag geht es um die Platzierungen. Hildesheim, Spenge und Braunschweig sind ausgeschieden.