Es ist ein Kennzeichen der Rhein-Neckar Löwen II, dass sie junge Mannschaften ins Rennen senden. Am Samstag hatte Coach Holger Löhr aufgrund einiger Ausfälle aus dem Stammkader der U23 ein Team mit einem besonders niedrigen Altersdurchschnitt aufgeboten. „Wir haben uns mit dieser jungen Mannschaft gut verkauft“, sagte er nach dem Spiel. Stephan Just, der Coach des HCOB, schloss sich an, „die Rhein-Neckar Löwen waren ein unbequemer Gegner.“ Der entscheidende Unterschied zum Hinspiel, als der HCOB seine erste und einzige Niederlage dieser Saison hinnehmen musste: die Murrtaler fuhren die Punkte ein, ohne Nervenflattern.
Dabei war auch bei den Gastgebern die personelle Lage nicht optimal. Kreisläufer und Abwehr-Ass Markus Dangers fiel kurzfristig aus. Weil Ruben Sousa wieder im Kader stand, aber nur im absoluten Notfall hätte eingreifen sollen, musste Lukas Rauh als verbliebener Kreisspieler durchgängig ran, vorne wie hinten. Auf den Außen spielten Nils Eilers und Axel Goller (fast) durch, weil Tim Goßner und Martin Schmiedt aussetzen mussten. Mit den Routiniers Philipp Maurer und Florian Frank standen Backups parat, die man bedenkenlos ins Spiel hätte bringen können. Rückraumspieler Luis Foege lief sich nach langer Pause wieder warm, schnupperte Arenaluft, stand aber noch nicht auf dem Spielberichtsbogen. Unterm Strich kompensierte der HCOB die Ausfälle aber gut.
Die Gastgeber starten konzentriert in die Begegnung, setzten die ersten Akzente. Sie verteidigten aufmerksam, ließen in den ersten 22 Minuten des ersten Durchgangs nur sieben Gegentore zu. Vorne spielte der HCOB zielstrebig, kam zu vielen guten Chancen. Obwohl sie ein paar zu viele davon ausließen, zogen die Gastgeber davon, führten schnell mit 13:7. Früh deutete vieles auf den neunten Heimsieg hin, doch in den letzten Minuten vor der Pause ließ die Konzentration nach. „Wir waren etwas fahrig“, bemängelte Trainer Stephan Just. Angetrieben vom starken Rückraumspieler Lennart Karrenbauer kamen die Rhein-Neckar Löwen heran, verkürzten bis zum Seitenwechsel auf 14:16. Nach der Pause schlossen die Gäste sogar zum 18:19 auf.
Zum wiederholten Male in dieser Saison zeigten die HCOB-Handballer jedoch, dass sie sich durch Schwächephasen nicht dauerhaft aus dem Rhythmus bringen lassen. Die Mannschaft agierte weiter unaufgeregt und ohne Hektik, fand schnell wieder zu ihrem Spiel zurück. Sie legte defensiv eine Schippe drauf und fand im Angriff wieder Lösungen. „Sie haben uns unsere Fehler gnadenlos aufgezeigt“, urteilte Holger Löhr, der 119-malige Nationalspieler auf der Bank der Junglöwen. Der HCOB setzte sich in den Zweikämpfen entschlossen durch. Mit gutem Beispiel ging Elias Newel voran. Der wendige Rückraumspieler war Dreh- und Angelpunkt. Er setzte seine Mitspieler gut ein und strahlte selbst große Torgefahr aus. Der Lohn: Neun Tore, anerkennende Worte vom Coach („Topform“) und die Auszeichnung zum „Spieler des Tages“.
Die Dominanz machte sich innerhalb weniger Minuten auch im Ergebnis bemerkbar. Der Tabellenführer baute seinen Vorsprung auf 27:20 aus, hatte nach einer Dreiviertelstunde weitestgehend klare Verhältnisse geschaffen. Den Schlusspunkt setzte Philipp Maurer, er steuerte den 35. und letzten Treffer für sein Team bei. Die Löwen mussten sich nicht grämen, sie hatten einen guten Auftritt hingelegt. Gejubelt wurde aber auf Seiten des HCOB. Der Auftakt ins neue Jahr ist geglückt, der nächste Schritt in Richtung Aufstiegsrunde ist gemacht.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Stephan Just: „Die Rhein-Neckar Löwen waren ein unbequemer Gegner. Nach einem guten Start waren wir in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit etwas fahrig. Die zweite Halbzeit war dann wirklich alle Ehren wert, und Elias Newel hat heute in Topform agiert.“
Holger Löhr, Trainer der Rhein-Neckar Löwen II: „Wir haben uns mit einer jungen Mannschaft gut verkauft. Mitte der zweiten Halbzeit hat uns der HC Oppenweiler/Backnang unsere Fehler gnadenlos aufgezeigt. Wir haben in dieser Phase das eine oder andere Eins-gegen-Eins zu viel verloren. Außerdem haben wir unsere Außen heute nicht richtig ins Spiel bekommen.“
Rund ums Spiel
Die HCOB-Handballer haben vorgelegt, die Wölfe aus Würzburg können (mit nun zehn Siegen in Serie und sechs Minuspunkten) folgen. Derzeit haben diese beiden Mannschaften die besten Karten für die Qualifikation zur Aufstiegsrunde. Zum direkten Duell beider Mannschaften kommt es am kommenden Wochenende aber nicht, obwohl dieses ein Match des 17. Spieltages ist. Es wurde bereits vor Rundenbeginn auf einen Termin im Februar verschoben. Der HCOB kann sich also direkt fürs nächste Heimspiel vorbereiten, am 25. Januar gegen den TuS Fürstenfeldbruck.
Nicht gespielt wurde am Samstag in Landshut: Die TG vermeldete zahlreiche Krankheitsfälle, die Begegnung gegen den EHV Aue wurde abgesetzt, sie soll nachgeholt werden.