Es war zwar „nur“ ein Testspiel, aber ein hochinteressanter Handballabend. Die Gemeindehalle war mit 500 Besuchern hervorragend gefüllt. Florian Friz aus Oppenweiler nahm die Partie zum Anlass, mal wieder vorbeizuschauen und begründete es wie folgt: „Bei so einem Jahrhundert-Ereignis muss man einfach dabei sein.“ Sein treuer Weggefährte Armin Holp ergänzte: „Wann kommt es schon vor, dass man eine Nationalmannschaft in Oppenweiler zu sehen bekommt.“ Es war ein toller Handballabend, mit Einlaufkindern, Nationalhymnen vor dem Spiel und einer Begrüßung auf Italienisch durch Mara Ottomani, Torfrau der HCOB-Handballerinnen mit italienischen Wurzeln.
Und sportlich? War es für die Italiener ein wichtiger Test, in zwei Monaten stehen entscheidende WM-Qualifikationsspiele gegen Belgien an. Für den HCOB ging es darum, Form vor dem wichtigen Auswärtsspiel beim TSV Neuhausen/Filder in eineinhalb Wochen aufzunehmen. Trainer Daniel Brack konnte mit der 33:39-Niederlage leben und urteilte: „Es war ganz okay und hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht.“ Auch deshalb, weil sich kurzzeitige Schreckmomente – mit Florian Frank und Lukas Rauh fielen gleich zwei Akteure in einer frühen Phase der Partie aus – als wohl nicht so schlimm erwiesen. Taktisch war es interessant, weil die Italiener konsequent auf einen siebten Feldspieler setzten, „dabei aber in einer Variante mit nur einem Kreisläufer.“ Das, meinte Daniel Brack, habe er auch noch nie gesehen, „und ich habe wirklich schon sehr viel Sieben gegen Sechs gesehen.“ Die Italiener schafften es mit dieser Methode, gute Torchancen zu erspielen, allerdings merkte man dem jungen Team – einige erfahrene Akteure fehlten – die fehlende Abstimmung an. Die Azzurri leisteten sich einige Ballverluste und der HCOB kam zu Toren durch Würfe ins verwaiste gegnerische Tor. In der ersten Halbzeit lagen die Gastgeber deshalb mehrmals vorne, auch zur Pause, 20:19.
Nach dem Seitenwechsel lief bei den Murrtalern im Angriff nicht mehr ganz so viel. Die Mannschaft aus Italien übernahm das Kommando. Vor allem der für den französischen Club Sélestat AHB spielende Marco Mengon war kaum zu stoppen. Die Gäste siegten mit 39:33 und Nationaltrainer Riccardo Trillini meinte: „Für uns war es ein wichtiger Test, weil wir das Sieben zu Sechs gegen einen ebenfalls sehr schnell spielenden Gegner gut ausprobieren konnten. Die Heimmannschaft hat unsere Abwehr gut unter Stress gesetzt.“ In der ersten Halbzeit urteilte der Nationalcoach, habe seine Mannschaft noch Konzentrationsschwächen gezeigt, in Durchgang zwei habe bei Italien schon vieles besser funktioniert. Die Leistung des HCOB würdigte der Nationalcoach mit lobenden Worten, in weiteren Tests geht es nun gegen den BSV Bern und den HBW Balingen-Weilstetten.
Für einen Spieler der italienischen Nationalmannschaft bedeutete die Partie in der Gemeindehalle eine „kleine Reise in die Vergangenheit.“ Italiens Nationalkeeper Domenico Ebner spielte früher für die SG Köndringen/Teningen „und ich habe heute viele alte Bekannte aus der Dritten Liga Süd wiedergesehen, das war sehr schön.“ Der aktuelle Keeper des Bundesligisten SC DHfK Leipzig spielte einst auch für die SG BBM Bietigheim, seinerzeit gemeinsam mit HCOB-Keeper Jürgen Müller. Der freute sich über die gute Entwicklung seines einstigen Mitspielers, „auch dass er sich mit Italien nun auf internationalem Parkett bewegen kann. Er ist ein unheimlich sympathischer Mensch und ein sehr harter Arbeiter, ich gönne ihm diese Erfolge.“
Vielleicht gelingt den Italienern dann auch einmal die Qualifikation für ein internationales Großereignis. Den Auftakt der gestrigen Handball-Europameisterschaft verfolgten die Sportler aus Südeuropa gemeinsam mit vielen Handballfreunden in der Gemeindehalle Oppenweiler beim Public Viewing. Auf zwei Großleinwänden im Foyer und im Halleninnenraum verfolgten die Fans die Auftaktpartie der deutschen Mannschaft gegen das Team aus der Schweiz. Spannend wars nicht, aber das kann ja noch werden. Moritz Bühler, HCOB-Multifunktionär, war jedenfalls begeistert: „Das war mal ein richtig guter Start.“