Der S-Cup in Altensteig ist ein Vorbereitungsturnier mit einem enorm hohen Stellenwert. Der Zuschauerandrang ist immens, am Samstag und am Sonntag stellte der Veranstalter den Kartenverkauf ein: ausverkauft. Die Tribünen sind durchgängig gut besetzt. Einige Fans kommen mit dem Wohnmobil, übernachten neben den Hallen, andere buchen sich in Hotels ein. Die Veranstaltung sorgt im malerischen Städtchen im Nordschwarzwald für Umsatz, ist ein Tourismusfaktor.
Die Mannschaften nehmen den Wettbewerb ernst, treten mit allen Starspielern an, die Spiele werden im Fernsehen übertragen. Für den HCOB war es eine Auszeichnung, in einem solch erlesenen Feld mitwirken zu dürfen. Es hängt auch mit dem Coach zusammen: Daniel Bracks Vater Rolf – der Handballprofessor – war in den vergangenen Jahrzehnten Stammgast mit seinen Teams in Altensteig, ließ während dieser Zeit für die Zusammensetzung des Feldes auch seine Kontakte spielen. Für den HCOB indes war es ein Comeback, 1994 hatte der Verein, damals als TVO, zuletzt in Altensteig mitgemacht.
Weil das Starterfeld mittlerweile so gut besetzt ist, nahm der amtierenden Meister der Dritten Liga, Staffel Süd die Rolle des Außenseiters ein; ganz besonders in Spiel Nummer eins. Da unterlag der HCOB mit 31:46 gegen den deutschen Pokalsieger, die Rhein-Neckar Löwen. Dabei zeigten die Murrtaler eine engagierte Leistung, hatten gute Szene, gegen das Weltklasseteam aus Mannheim aber erwartungsgemäß keine Chance. Die Leichtigkeit, mit der die Löwen das Match bestimmten, war beeindruckend. „Sie spielen auch im Vergleich zu vielen anderen Teams der Bundesliga nochmal ein anderes Tempo“, befand HCOB-Co-Trainer Tobias Gehrke. Er wurde tags darauf in gewisser Weise bestätigt: Bundesliga-Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten lag im Halbfinale gegen die Löwen zur Pause schon mit zehn Toren hinten. Nur Frisch Auf Göppingen hielt im Finale (36:41) halbwegs mit dem Turniersieger aus Mannheim mit.
Für die HCOB-Akteure war der Wettkampf gegen fast ausnahmslos mit Nationalspielern besetzten Mannheimer Erfahrung und Erlebnis gleichermaßen, aber nur ein Aspekt des Wochenendes. „Für uns war gut, dass wir gleich zwei Spiele auf hohem Niveau hatten, um uns weiterzuentwickeln“, ergänzte Torwart und Routinier Jürgen Müller. Nach dem Knüller gegen die Löwen stand tags darauf mit dem Vergleich gegen den Schweizer Erstligisten GC Amicitia Zürich nämlich ein weiterer anspruchsvoller Test auf dem Programm. „Und da haben wir über sehr lange Zeit gut mitgehalten“, befand Jürgen Müller. Diese Einschätzung entsprach den Tatsachen und war mit Blick auf die erste Halbzeit zurückhaltend. Da bestimmten die HCOB-Handballer das Geschehen, sie hatten die besseren Ideen als die Hoppers. Sie versäumten es aber, mehr aus ihren Gelegenheiten zu machen, deshalb stand es zur Pause „nur“ 15:15. In der zweiten Hälfte leisteten sie sich eine Schwächephase, die mündete in einen Rückstand, am Ende hieß es 31:37. Ein leistungsgerechter Sieg für die Schweizer, die mehr Wechselmöglichkeiten hatten, das Resultat aber war zu deutlich.
Positiver Aspekt aus HCOB-Sicht: Kreisläufer Markus Dangers kehrte zwei Wochen nach seiner Verletzung im Test gegen den VfL Pfullingen aufs Feld zurück, wenn auch nur für einige Minuten und in der Abwehr. „Dennoch hat man auf Anhieb erkannt, dass wir mit Markus Dangers in der Defensive eine sehr gute Präsenz haben“, meinte Jochen Bartels, der Sportliche Leiter. Kritikpunkt war, dass sich die HCOB-Handballer zu viele Gegentore durch Konter einfingen. „Unser Rückzug war das ganze Wochenende über nicht besonders gut“, urteilte Coach Daniel Brack. Das galt auch fürs Spiel um Platz sieben, in dem der HCOB dem Verbandsligisten TSV Altensteig einige einfache Tore durch Konter ermöglichte. Das Ergebnis litt nicht darunter, mit 37:21 setzten sich die Murrtaler durch. Auch, weil der HCOB selbst viele Kontertore erzielte. Allein Axel Goller traf 15 Mal. Der Zugang von Frisch Auf Göppingen schraubte seine persönliche Trefferbilanz auf 31 erfolgreiche Würfe hoch. Ein Lob vom Coach gabs auch für Zugang Lukasz Orlich, der in Altensteig seine ersten drei Spiele für den HCOB im halbrechten Rückraum absolvierte „und auf Anhieb ein gutes Turnier gespielt hat.“
Jürgen Müller fand nach dem Spiel gegen die Einheimischen: „Das war zum Abschluss ein seriöser Auftritt.“ Aber es gebe eben auch noch viel zu tun, und sicher auch an den Defiziten im Umschaltverhalten. Aus dem Nichts kommen sie nicht. Zum Beispiel ist unstrittig, dass sich die Mannschaft im Vergleich zur vergangenen Runde mit einem anderen Gesicht präsentiert. Einige Automatismen, wie sie beim Ausbremsen von gegnerischen Schnellangriffen hilfreich sind, muss sich die Mannschaft deshalb noch durch viele Wiederholungen erarbeiten. Zu viel der Kritik wollte der Coach darüber hinaus gar nicht üben. Daniel Brack ist der Meinung, dass sein Team in einigen Bereichen schon gute Fortschritte gemacht hat: „Ich finde, man konnte an diesem Wochenende die Ideen unseres Abwehrspiels identifizieren. Wir waren dieses Mal schon ein ganzes Stück näher dran an dem, wie ich mir das vorstelle.“
Der 36-jährige Torwart Jürgen Müller, der in seiner sportlichen Laufbahn schon viele Saisonvorbereitungen absolviert hat, stimmt zu, „wir haben uns an diesem Wochenende als Team weiterentwickelt.“ Dass es an der Feinjustierung noch einiges zu tun gibt, überrascht ihn nicht: „Wir haben nicht nur viele neue Spieler, da wird die Integration noch ein bisschen brauchen. Außerdem hat auch der Coach eine neue und andere Philosophie. Das braucht alles ein bisschen Zeit. Aber wir haben ja auch noch vier Wochen.“ Genaugenommen sind es sogar fünf bis zum ersten Meisterschaftsspiel Anfang September gegen den TSV Neuhausen/Filder. In den kommenden Tagen haben die HCOB-Handballer aber eine kurze Pause: Kräfte sammeln und Blessuren auskurieren steht auf der Agenda, dann beginnt die zweite Phase der Vorbereitung.
Rhein-Neckar Löwen – HC Oppenweiler/Backnang 44:29 (21:14)
Rhein-Neckar Löwen: Mikael Appelgren, Joel Birlehm (Tor), Niclas Kirkelokke (1), Steven Plucnar Jacobsen (4), Juri Knorr (2/1), Arnor Snoor Oskarsson (1), David More (6), Philipp Ahouansou (2), Gustav Davidsson (6), Patrick Groetzki (1), Olle Forsell Schefvert (1), Ymir Örn Gislason, Jon Lindenchrone (4), Halil Jaganjac (2), Lion Zacharias (6/1), Fabian Schwarzer (4), Jannik Kohlbacher (4). – HC Oppenweiler/Backnang: Levin Stasch, Jürgen Müller (Tor), Daniel Schliedermann (1), Timm Buck (1), Alexander Schmid (5), Niklas Diebel (3), Lukasz Orlich (5), Axel Goller (8/1), Florian Frank (1), Lukas Rauh (1), Marc Godon (2), Tobias Gehrke (2). – Schiedsrichter: Jan Lier (Korntal-Münchingen) und Manuel Lier (St. Gallen, Schweiz). – Zuschauer: 700.
HC Oppenweiler/Backnang – GC Amicitia Zürich 31:37 (15:15)
HC Oppenweiler/Backnang: Levin Stasch (1), Jürgen Müller (Tor), Daniel Schliedermann (6), Elias Newel (2), Timm Buck (3/2), Alexander Schmid (2), Markus Dangers, Niklas Diebel (2), Lukasz Orlich (4), Axel Goller (8/4), Florian Frank (2), Lukas Rauh (1), Marc Godon. – GC Amicitia Zürich: Roman Bachmann (Tor), Igor Cagalj (1), Leo Jäger, Yann Thümena, Adrian Blättler (5), Martin Popovski (8/4), Iso Slujters (6), Gion Hayer (5), Jann Bamert (6), Janus Lapajne (2), Marc Bader, Quni Luigj (1), Flurin Platz, Lukas Osterwalder, Marc Tobler, Ante Kaleb (1). – Schiedsrichterinnen: Sophia Janz (Köln) und Rosana Sug (Köln). – Zuschauer: 500.
TSV Altensteig – HC Oppenweiler/Backnang 21:37 (9:19)
TSV Altensteig: Felix Bormann, Lovro Boticki (Tor), Lukas Scheu (3), Andreas Dannenberg (1), Alexander Hils (5), Jonathan Eckhard (3), Florian Dannenberg (1), Jannik Holzäpfel (1), Luca Eckhard, Ben Seeger, Niklas Holzäpfel (1), Konstantin Kost (1), Florian Koch (2), Simon Strangemann (3). – HC Oppenweiler/Backnang: Levin Stasch, Jürgen Müller (Tor), Daniel Schliedermann (2), Elias Newel (5), Timm Buck (2), Alexander Schmid (3), Markus Dangers, Niklas Diebel, Lukasz Orlich (5), Axel Goller (15/5), Florian Frank, Lukas Rauh (2), Marc Godon (3). – Schiedsrichter: Jan Lier (Korntal-Münchingen) und Manuel Lier (St. Gallen, Schweiz). – Zuschauer: 500.