Der Weg in die Aufstiegsrunde: Der HCOB zählte mit den Wölfen Würzburg und dem Zweitliga-Absteiger EHV Aue zu den vor dem Rundenbeginn am meisten genannten Kandidaten für die beiden Spitzenplätze. Nach einer durchwachsenen Vorbereitung war die Auftaktniederlage bei den Rhein-Neckar Löwen II ein Dämpfer. Der Sieg in Spiel Nummer zwei gegen die Wölfe aus Würzburg war immens wichtig – und zugleich der Beginn einer imposanten Serie. Der HCOB setzte sich in 24 aufeinanderfolgenden Begegnungen durch. Bereits Anfang März war die Aufstiegsrunde fixiert, kurz darauf auch die Meisterschaft in der Südstaffel. Erst als alles in trockenen Tüchern war, gab es zwei weitere Niederlagen, mit 54:6 Punkten waren die Handballer um ihren Trainer Stephan Just dennoch souveräner Erster im Süden, mit acht Punkten Vorsprung auf Würzburg. Und durch den Heimsieg gegen den Tabellendritten VfL Pfullingen im letzten Rückrundenspiel holten sich die Murrtaler Rückenwind für die Aufstiegsrunde.
Der Weg in Liga zwei: Für die nun anstehende Aufstiegsrunde haben sich acht Mannschaften qualifiziert, jeweils zwei aus den vier Staffeln der Dritten Liga. In vier Duellen mit Hin- und Rückspiel werden vier Sieger ermittelt, die anschließend in einer zweiten Runde zwei weitere Begegnungen absolvieren. Wer auch diese gewinnt, darf in der kommenden Runde in der zweiten Bundesliga spielen. Der HCOB trifft in Runde eins auf den HC Empor Rostock, startet dabei auswärts. Beim Erreichen der zweiten Runde geht es entweder gegen den HC Eintracht Hildesheim oder gegen den TV Gelnhausen. Im anderen Qualifikationspfad spielen in Runde eins zunächst der TV Emsdetten gegen den HC Krefeld Niederrhein und die Wölfe Würzburg gegen den MTV Braunschweig.
Die formellen Voraussetzungen: Die acht Mannschaften, die an der Aufstiegsrunde teilnehmen, haben sich bei der Handball-Bundesliga dem Lizenzierungsverfahren für die zweite Bundesliga gestellt. In dieser Woche gab die HBL die Entscheide bekannt. Für alle Teams gab es grünes Licht. Die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen sind erfüllt. Nun geht’s darum, die sportliche Qualifikation zu schaffen.
Zum Modus: Es sind 120 Minuten zu spielen. Die Chance, dass es danach einen Sieger gibt, ist hoch. Sind beide Mannschaften nach Hin- und Rückspiel dennoch punkt- und torgleich, entscheidet die höhere Zahl an Auswärtstoren über das Weiterkommen. Enden Hin- und Rückspiel mit dem exakt gleichen Resultat, gibt es direkt im Anschluss ans zweite Match ein Siebenmeterwerfen um den Einzug in die nächste Runde.
Der Gegner in Runde eins: Der HC Empor Rostock wurde Dritter in der Nord-Ost-Staffel, erspielte 47:13 Punkte. Dass die Hanseaten den zweiten Platz im Schlussspurt an den TuS Vinnhorst abgeben mussten, war kein großes Thema, da der Rivale aus Hannover längst bekanntgegeben hatte, nicht an den Aufstiegsspielen teilnehmen zu wollen. Empor ließ in den 15 Heimspielen der Hauptrunde nur gegen die beiden anderen Topteams (Braunschweig und Vinnhorst) Punkte, holte in den Auswärtsspielen der Rückrunde dafür drei der vier Zähler gegen diese Rivalen. In den letzten Wochen der Hauptrunde gab es eine Niederlage im Nachbarschaftsduell beim Stralsunder HV und zum Abschluss einen Heimsieg gegen den TSV Altenholz. Für Aufsehen sorgten die Empor-Handballer in dieser Saison im DHB-Pokal. In der ersten Runde besiegten sie den Bundesligisten 1. VfL Potsdam, in der zweiten den Zweitligisten HSG Nordhorn-Lingen nach Verlängerung. Das Aus kam erst im Achtelfinale gegen den späteren Final-Four-Teilnehmer HBW Balingen-Weilstetten. Trainiert wird die Mannschaft vom Dänen Nicolaj Bredekjaer Andersson, der im Rems-Murr-Kreis nicht unbekannt ist, weil er vor einigen Jahren die Frauenmannschaft des VfL Waiblingen trainiert hat. Er kann auf eine körperlich großgewachsene Mannschaft bauen, die in der Offensive als eines von wenigen Drittligateams die 1000-Tore-Marke knackte. Sie hatte – das ist ein Indiz für Ausgeglichenheit und Unberechenbarkeit – keinen Torewerfer in den Top Ten der Nord-Ost-Staffel, aber viele in der erweiterten Spitzengruppe. Empor-Außenspieler Matheus Costa Dias war beim TuS Vinnhorst Mannschaftskamerad von HCOB-Kreisläufer Ruben Sousa. Rostocks Rückraumspieler Elias Gansau wurde beim EHV Aue von HCOB-Coach Stephan Just gecoacht.
Ein Club mit Tradition: Am Sonntag zählt die Gegenwart, aber man kommt nicht drum herum: Der HC Empor Rostock ist ein bedeutender Traditionsverein. Unter dem Namen SC Empor Rostock gewann der Club mehrmals die DDR-Meisterschaft. 1982 siegte der Verein im Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger. Nach der Wiedervereinigung spielte Rostock zwei Jahre in der Bundesliga, war anschließend eine feste Größe in der zweiten Bundesliga. 2017 musste der Verein erstmals in die Dritte Liga absteigen, pendelt seither zwischen diesen beiden Spielklassen.
So kommt der HCOB nach Rostock: Der HCOB reist am Samstag in Richtung Ostsee. Rund 800 Kilometer sind es aus dem Murrtal in die Hansestadt. Um die lange Busfahrt zu unterbrechen, gibt es unterwegs eine Trainingseinheit. Übernachtet wird in Potsdam, am Sonntag geht es die letzten etwas mehr als 200 Kilometer nach Rostock. Die Empor-Handballer tragen die Begegnung in der Stadthalle aus, die bei Handballspielen Platz für mehr als 4500 Zuschauer bietet. Nach dem Spiel geht es dann über Nacht zurück nach Baden-Württemberg.
Die Bilanz beider Vereine: Beide Clubs sind bislang nicht aufeinandergetroffen, weder in Meisterschaftsspielen noch in Pokalspielen. Auch ein Vorbereitungs- oder Freundschaftsspiel ist in den Chroniken nicht vermerkt.
Die Schiedsrichter der Begegnung: Der Deutsche Handball-Bund setzt für die Aufstiegsspiele entweder die absoluten Topteams aus Liga drei ein oder Schiedsrichter aus dem Bundesligakader ein. Für die Partie in Rostock wurden Matthias Klinke und Sebastian Klinke aus Bordesholm in Schleswig-Holstein eingeteilt. Die Zwillinge bringen die Erfahrung von mehr als 200 Einsätzen auf DHB-Ebene mit.
Live dabei, vor Ort und am Bildschirm: Einige HCOB-Sympathisanten verbinden die Fahrt nach Rostock mit einem Kurzurlaub an der Ostsee. Für alle Daheimgebliebenen gibt es auf Sportdeutschland.TV einen Livestream. In der Vereinsgaststätte der SG Oppenweiler/Strümpfelbach im Rohrbachtal kann das Spiele gemeinschaftlich angesehen werden.
Der Mannschaftskader des HC Empor Rostock
Zugänge: Elias Gansau (EHV Aue), Tim Uhl (eigene Jugend), Juri Richter (TSV Altenholz), Julian Pratschner (UHC Hollabrunn, Österreich), Ricardo Magalhaes (Vitória S.C., Portugal). Abgänge: Romas Aukstikalnis (TV Großwallstadt), Leon Johannisson (ATSV Habenhausen), Martin Kærgaard Pedersen (unbekanntes Ziel), Jan Kominek (hört auf), Ole Prüter (SV Warnemünde), Jesper Schmidt (HSC 2000 Coburg), Tom Steinberg (HC Empor Rostock II). Tor: Robert Wetzel (34), Leon Mehler (26), Victor Malchow (22). – Feldspieler: Matheus Costa Dias (RA, 32), André Meuser (RR, 27), Juri Richter (K, 20), David Mamporia (RM, 24), Dennis Mehler (K, 25), Julius Siegler (RM, 22), Alexander Schütze (RR, 20), Tim Uhl (LA, 17), Ricardo Magalhaes (RL, 26), Kay Funke (LA, 19), Julian Pratschner (RM, 28), Elias Gansau (RL, 25), Marc Pechstein (RL, 33), Michl Reichardt (RL, 21), Richard Lößner (LA, 27). Trainer: Nicolaj Bredekjaer Andersson.