Für den neuen HCOB-Trainer Stephan Just war es ein wichtiger Test. Er brachte alle Spieler zum Einsatz und nutzte sämtliche Auszeiten, um seinen Akteuren Ansprache zukommen zu lassen und Impulse mit auf den Weg zu geben. Die Murrtaler befinden sich in der vierten Woche der Vorbereitung und bestreiten derzeit ein Trainingslager in heimischer Umgebung („wir haben hier super Bedingungen“). Sie hatten – wie die Bietigheimer auch – schon einige Einheiten in den Beinen, „das hat man im Spielverlauf manchmal gesehen.“ Aber oft eben auch nicht, und so entwickelte sich ein ansehnliches Match mit gutem Unterhaltungswert. Der Erstligist siegte mit 36:27, nachdem er zur Pause mit 19:14 geführt hatte.
Die Bietigheimer überzeugten durch ein gutes Umschaltspiel. Machte der HCOB im Angriff einen Fehler, ging es mit Höchstgeschwindigkeit in die andere Richtung. Auf diese Weise kam der Bundesligist zu vielen freien Abschlüssen. Nach Gegentoren spielte Bietigheim eine gute schnelle Mitte, setzte den HCOB-Treffern damit wenige Sekunden später schon wieder ein eigenes Tor entgegen. Die Mannschaft von Trainer Iker Romero ist, anders als bei den bisherigen Gastspielen in der stärksten Liga der Welt, nicht Abstiegskandidat Nummer eins. Vielmehr hat das Team die Perspektive, die Klasse halten zu können, auch aufgrund von Zugängen wie Julius Kühn. Der wuchtige Rückraumspieler (92 Länderspiele) wechselte von der MT Melsungen an die Enz.
Auch der HC Oppenweiler/Backnang hatte im Testspiel gute Phasen. Timm Buck schwang sich mit sieben erfolgreichen Würfen zum erfolgreichsten Werfer der Begegnung auf. Es war für ihn ein guter Auftritt in fast heimischer Umgebung („in Großbottwar wäre noch besser gewesen“), denn er spielte in der Jugend für die Handballregion Bottwar SG, den Ausrichter des Freundschaftsspiels. Auf ihn und den ebenfalls aus dem Bottwartal stammenden SG-Handballer Finn Nicolaus waren viele Augen gerichtet, vor allem der einheimischen Zuschauer.
Die Anhänger des HC Oppenweiler/Backnang in der bis auf den letzten Platz besetzten Bottwartalhalle in Kleinbottwar interessierten sich zudem stark für die Zugänge. Tim Goßner, zuletzt beim Turnier in Oftersheim erkrankt, absolvierte dabei ebenfalls seine ersten Minuten im weißen Trikot des Drittligisten wie der zu Beginn der Woche zur Mannschaft gestoßene Kreisläufer Ruben Sousa. Elias Newel, im Sommer mit der Juniorennationalmannschaft bei der EM in Slowenien, war wieder an Bord. Und Axel Goller machte nach einer Verletzungspause erste Gehversuche. „Dafür, dass ich erst seit dieser Woche trainiere, hat es ganz gut geklappt“, befand der Rechtsaußen nach etwa 20 Minuten Einsatzzeit und brachte es mit „es geht aufwärts“ auf den Punkt.
So in etwa lautete dann – das ganze Spiel und auch die Vorbereitung betrachtend – auch das Fazit des Coaches. „Klar müssen wir uns noch finden“, sagte Stephan Just bei der öffentlichen Gesprächsrunde nach Spielende, „aber wir sind auf einem richtig guten Weg.“ Der nächste Test steht schon am Samstag an, ab 16 Uhr geht es in der Gemeindehalle in Oppenweiler gegen den Ligarivalen VfL Pfullingen.
SG BBM Bietigheim: Filip Baranasic, Fredrik Genz (n.e.), Daniel Rebmann (Tor, n.e.), Nikola Vlahovic (2), Julius Kühn (4), Tom Wolf (3/3), Juan de la Peña (2), Fynn Nicolaus (2), Fabian Wiederstein (5), Gonzalo Perez Arce (4/1), Paco Barthe, Jona Bader (3), Alexander Pfeifer (5), Jonathan Fischer (2), Till Hermann (3), Maximilian Hejny (1). – HC Oppenweiler/Backnang: Janis Boieck (2), Jürgen Müller (Tor, n.e.), Daniel Schliedermann (1), Elias Newel (1), Tim Goßner, Timm Buck (7/2), Luis Plymford Foege (2), Nick Fröhlich (6), Markus Dangers (1), Martin Schmiedt, Ruben Sousa, Jan Forstbauer (3), Axel Goller (4/3), Lukas Rauh, Nils Eilers. – Schiedsrichter: Pit Hegebarth (Eltville-Martinsthal) und Leon Schönberger (Heidenrod). – Zuschauer: 400.