Im Frühjahr machte Luis Villgrattner eine Stippvisite in Backnang. Ein bisschen plaudern, ein bisschen umschauen. Teammanager Jonas Frank wagte im Anschluss ans damalige Zusammenkommen einen Ausblick: „Ich bin mir sicher, dass er gut in die Mannschaft und in das Umfeld beim HCOB passen wird.“ Mittlerweile hat der Handballspieler seinen Lebensmittelpunkt ins Murrtal verlagert. Der Sportler wohnt in Oppenweiler, kann zu Fuß in die Gemeindehalle gehen, es sind nur ein paar Meter. Da stellt sich die Frage: Hat sich die Prognose von Jonas Frank bewahrheitet? Luis Villgrattner bestätigt das: „Ich bin hier tatsächlich herzlich aufgenommen worden. Ich habe mich direkt wohl gefühlt. Man merkt, dass es ein richtig familiärer Verein ist.“ Schon in der ersten Woche habe er enorm viele Menschen kennengelernt, die sich im Club engagieren. Ihm gefällt, dass die Sportler auch abseits des Spielfeldes Zeit miteinander verbringen, „und landschaftlich ist es auch super.“ Im Umkehrschluss bestätigen alle, die man zu Luis Villgrattner befragt: ein angenehmer Mensch, freundlich, hilfsbereit. Der 23-Jährige kommt bei Mitspielern und Fans gut an.
Und sportlich? Geht es für Luis Villgrattner ebenfalls voran. Der Rückraumspieler hat eine lange Verletzungsphase hinter sich. Ein Dreivierteljahr hat er nicht mehr Handball gespielt. Das Knie bereitete Kummer. Beim VfL Gummersbach befand er sich zuletzt in Reha, auch beim HCOB konnte er nicht auf Anhieb durchstarten. Mittlerweile hilft er seinem Team in der Abwehr, im DHB-Pokal gegen den TV Hüttenberg absolvierte er sein Debüt im grünen Dress. Selbstkritisch sagt er, „dass das noch nicht das Gelbe vom Ei war“, aber nach einer so langen Pause... Außerdem: „Es war schon eine riesige Leidenszeit, und jetzt geht sie zu Ende“, da bereitete es ihm ein gutes Gefühl, wieder in der Halle zu stehen, „und das zu tun, was man am liebsten tut: Handball spielen, vor Fans.“ Die taten es ihm auf Anhieb an: „Ich habe in der aktuellen Situation nicht damit gerechnet, dass doch schon einige kommen. Das war eine schöne Stimmung. Jetzt freue ich mich richtig auf die nächsten Heimspiele.“ Zunächst wird er weiter in der Abwehr seinen Mann stehen. Und auf Dauer wird er auch den Angriff verstärken. Luis Villgrattner sagt: „Ich habe richtig Bock, Handball zu spielen und nach meiner Verletzung zu alter Stärke zurückzufinden.“
Seine handballerischen Wurzeln hat der 1,90 Meter große Handballer beim VfL Pfullingen. Noch in der Jugend wechselte er zur JSG Balingen-Weilstetten, beim HBW II sammelte er erste Erfahrungen bei den Aktiven. Einmal spielte er gegen den HCOB, sah nach einem Foul an Philipp Maurer Rot, im Nachhinein eine lustige Anekdote. 2017 wechselte er zum VfL Gummersbach. Dort hatte einst schon sein Vater im Tor gestanden, seine Mutter stammt von dort. Beim Traditionsverein schaffte er übers Drittligateam den Sprung in die Bundesligamannschaft. Dass er mit dem VfL abstieg, schmerzte. Andererseits bedeutete es für ihn: „Ich konnte zunehmend wichtige Aufgaben in der Mannschaft übernehmen.“ Die Knieverletzung kam zur Unzeit. Beim HCOB will er nun neu durchstarten. Dass der Handballer den Weg ins Murrtal fand, war auch dem Gespür von Jonas Frank zu verdanken. „Er hat schon angerufen, als ich mich noch gar nicht mit dem Thema Vereinssuche befasst hatte“, erinnert sich Luis Villgrattner. Er telefonierte auch mehrmals mit Coach Matthias Heineke. Als Fernstudent im Fach Sportmanagement war er räumlich ungebunden, die HCOB-Ambitionen – unterstrichen durch die Teilnahme an der Aufstiegsrunde – überzeugten ihn, „das war alle sehr stimmig für mich.“ Ihm war wichtig, einen Verein mit einer guten Struktur zu finden, „wo eine gewisse Kontinuität da ist: Trainerteam, im Team, drumherum.“
Und nun heißt es: Durchstarten und fleißig punkten. Dem HCOB-Zugang und seinen Mannschaftskameraden steht eine Runde bevor, in der vieles anders laufen wird als sonst. Nur zwölf Teams in der Staffel, darunter gleich mehrere richtig gute, nur 22 Spiele, dann wird abgerechnet. Luis Villgrattner sagt: „Das wird eine schwierige Saison. Jedes einzelne Spiel ist wichtig.“ Aber er ist guter Dinge: „Nachdem ich mir in der Vorbereitung ein Bild gemacht habe, kann ich sagen: Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wir haben Qualität und Breite im Kader. Wenn wir hart an uns arbeiten, können wir eine gute Runde spielen.“ Er selbst will sich dabei als wesentlicher Faktor einbringen.