HCOB-Coach Tobias Klisch sah positive Aspekte: „Wir haben das Spiel sehr lange offengehalten.“ Nach dem Aufwärtstrend im Heimspiel gegen den HBW Balingen-Weilstetten präsentierte sich der Aufsteiger aus Sachsen-Anhalt weiter verbessert. Einige Minuten vor dem Ende war die Begegnung noch offen. „Dann hatten wir konditionelle Schwierigkeiten“, beklagte Coach Klisch. Dieses Problem besteht bereits seit einigen Wochen, doch nun wurde erstmals in der altehrwürdigen Anhalt-Arena deutlich, wie sehr es den HCOB hemmt, den ersten doppelten Punktgewinn in der zweiten Bundesliga zu erzielen.
Aber der Reihe nach: Der HCOB hatte in den ersten Minuten Probleme und geriet mit 1:4 ins Hintertreffen. Dann steigerten sich die Handballer aus Baden-Württemberg in der Abwehr. Sie brachten das Angriffsspiel der Gastgeber oft zum Erliegen. DRHV-Coach Vanja Radic ärgerte sich darüber, dass sein Team nur selten zu Durchbrüchen kam und sich stattdessen Ballverluste leistete. Der HCOB nutzte das für Tore aus Gegenstößen. Übers ganze Spiel hinweg gesehen gelangen den Gästen mehr Kontertreffer als der Heimmannschaft. „Man sieht, dass wir daran gearbeitet haben“, sagte Tobias Klisch.
Beim Stand von 4:4 glich der HCOB wieder aus und in den Minuten darauf hatten die Gäste mehrfach die Chance, in Führung zu gehen. Zunächst ließen sie diese einige Male aus, dann nutzte Lukas Rauh einen Ballgewinn zum Konter und erzielte damit die 10:9-Führung. Kurz darauf lag die Mannschaft der Coaches Tobias Klisch und Volker Blumenschein beim Stand von 13:11 durch einen Treffer von Paul Krügele sogar mit zwei Toren vorne. In der ersten Halbzeit schafften es die Gäste, ihre Kräfte sehr gut zu verteilen; alle zwölf Feldspieler trugen sich in die Torschützenliste ein. Das beeindruckte auch Dessaus Coach Vanja Radic, der sich in seinen Warnungen vor dem Schlusslicht bestätigt sah und dem HCOB attestierte: „Die haben heute einen sehr guten Job gemacht.“
An der guten ersten Halbzeit gab es dann die Schlussminuten zu bemängeln. Rückraumspieler Nick Fröhlich scheiterte mit einem Siebenmeter an Dessaus Torhüter Philip Ambrosius. Auf der Gegenseite hatte der vom HBW II nach Sachsen-Anhalt gewechselte Mika Schüler zu viel Platz und setzte sich wiederholt durch. Durch einen Treffer von Malte Dederding kam der HCOB kurz vor dem Seitenwechsel zum Ausgleich (15:15). Da die Gäste jedoch einen Spieler vom Feld genommen hatten, um eine Unterzahl auszugleichen, traf DRHV-Akteur Valentin Neagu zur 16:15-Pausenführung.
Nach dem Seitenwechsel waren die Gäste schnell wieder in der Partie. Dessaus Coach Vanja Radic fand es „beeindruckend, wie sie nach der Pause zurückgekehrt sind”. Der HCOB blieb kampfstark und engagiert und gestaltete die Begegnung völlig offen. Martin Schmiedt setzte sich mit Gegenstößen in Szene, dann gelang Jan Forstbauer eine Viertelstunde vor dem Ende das 24:25-Anschlusstor.
Um die Gastgeber in dieser Phase vollends ins Schwitzen zu bringen, hätte der HCOB entweder ausgleichen oder in Führung gehen müssen. Nun machten sich jedoch die eingangs angesprochenen Defizite im konditionellen Bereich bemerkbar. Die Heimmannschaft bekam in der Abwehr mehr Zugriff. „In dieser Phase hatten wir zu viele Abschlüsse aus der Distanz“, bemängelte Trainer Tobias Klisch. Damit scheiterten sie an Torhüter Philipp Ambrosius. Während es in der Statistik der Paraden lange Zeit unentschieden gestanden hatte, setzte sich der DRHV in dieser wichtigen Kennzahl nun ab.
Die HCOB-Handballer erholten sich zwar von einem 24:28-Rückstand und kamen durch Treffer von Malte Dederding und Nick Fröhlich noch einmal auf 26:28 heran, in den Schlussminuten herrschte im Angriff jedoch Flaute. „Dessau hat es hingegen weiter in die Nahdistanz geschafft und sich abgesetzt“, bilanzierte Tobias Klisch. Am Ende hieß es 34:28 für den Favoriten. Aus Sicht der HCOB-Handballer ist das eine Enttäuschung, da nach 50 Minuten lang ein Coup im Bereich des Möglichen lag. Trotzdem gilt es, die positiven Aspekte mitzunehmen: In einigen Bereichen sind die Fortschritte der vergangenen Wochen deutlich zu erkennen.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Tobias Klisch: „Wir haben das Spiel sehr lange offengehalten. Aber zum Ende hatten wir konditionelle Schwierigkeiten. In dieser Phase hatten wir zu viele Abschlüsse aus der Distanz. Dessau hat es hingegen weiter in die Nahdistanz geschafft und sich abgesetzt. Wir waren um länger dran als noch gegen den HBW, hätten die Partie aber gerne noch länger offengehalten.“
DRHV-Trainer Vanja Radic: „Der HCOB hat heute hier einen sehr guten Job gemacht. Ich fand auch beeindruckend, wie sie nach der Pause zurückgekehrt sind. In der ersten Halbzeit haben wir kaum Durchbrüche geschafft. Später hat man gemerkt, dass wir heute wieder mehr wechseln konnten als in den vergangenen Wochen.“
Rund ums Spiel
Für den HCOB werden die Aufgaben nicht einfacher: am kommenden Sonntag geht es um 17 Uhr in der Backnanger MURRTAL-ARENA gegen den HC Elbflorenz 2006, der zu den heißen Kandidaten für den Aufstieg in die erste Bundesliga zählt.



