Warum gibt es eine Aufstiegsrunde? Die Dritte Liga wird vom Deutschen Handball-Bund organisiert, der Spielbetrieb in den Bundesligen von der HBL (Handball-Bundesliga), im Auftrag des DHB. Die Organisationen haben Vereinbarungen getroffen, wie der Spielbetrieb in den Bundesligen auszusehen hat. Dabei ist auch geregelt, wie viele Mannschaften aus der Dritten Liga in die zweite Bundesliga aufsteigen können. Derzeit sind es zwei. Die Aufgabe der Spielkommission des Deutschen Handball-Bundes ist, diese zwei Aufsteiger aus dem Kreis von 68 Drittligisten zu ermitteln. Schon vor der Runde wurde in den Durchführungsbestimmungen festgelegt, dass sich aus den fünf Drittligastaffeln jeweils zwei Mannschaften qualifizieren können, der Erste und der Zweite.
Warum sind es dann keine zehn Mannschaften? Fünfmal zwei ist zehn. Soviele Teams hätten es in der Theorie auch werden können. Allerdings wird es in der Südstaffel mit dem TuS Fürstenfeldbruck einen Erst- oder Zweitplatzierten geben, der sich bei der HBL nicht um eine Lizenz für die kommende Zweitligasaison beworben hat. Er darf nicht an den Spielen um den Aufstieg teilnehmen, will es auch nicht. Nachrücken darf auch niemand. Also sind es nur noch neun Teams. Oder sogar nur acht? Nimmt man die aktuelle Tabelle als Maßstab, kann aus der Staffel Ost ebenfalls nur eine Mannschaft teilnehmen, Tabellenführer EHV Aue. Der HC Erlangen II ist aktuell Zweiter, ist als Reserveteam eines Bundesligisten jedoch nicht aufstiegsberechtigt. Bleibt es dabei, starten acht Mannschaften in die Aufstiegsrunde. Der HC Eintracht Hildesheim, aktuell Dritter, hofft, am letzten Spieltag an Erlangen vorbeizuziehen. Dann wären die Niedersachen Zweiter, teilnahmeberechtigt, es gäbe neun Starter.
Wie ist der Modus bei neun Mannschaften, also mit Hildesheim? Alle Teams spielen in einer Gruppe, Jeder gegen Jeden in einer Einfachrunde. Die Platzziffer im Spielplan wird gelost. Es ergeben sich neun Spieltage, an denen jeder Verein vier Heimspiel und vier Auswärtsspiele absolviert und zudem einmal spielfrei hat. Die Mannschaften auf den Plätzen eins und zwei steigen auf.
Was passiert bei acht Mannschaften, also ohne Hildesheim? Zwei Gruppen mit jeweils vier Teams werden ausgelost. Die Lose kommen – sortiert nach der Platzierung – in zwei Lostöpfe. Es wird Jeder gegen Jeden in einer Doppelrunde gespielt, also mit Hin- und Rückspiel. Dadurch ergeben sich sechs Spieltage. Die Sieger beider Gruppen steigen auf. Interessant aus HCOB-Sicht: Weil festgelegt ist, dass zwei Teams, die schon in einer Staffel spielten, nicht erneut aufeinandertreffen, ist in diesem Fall ein Duell mit dem EHV Aue ausgeschlossen, da die Vertreter der anderen drei Staffeln jeweils getrennt in die beiden Gruppen gelost werden müssen.
Wann geht es los und wann steht der Spielplan? Los geht es am Wochenende 15./16. April 2023. Bei neun Teilnehmern endet die Spielrunde am 27./28. Mai 2023, bei acht Startern ein Wochenende vorher. Im zweiten Szenario würde außerdem am Maifeiertag und an Christi Himmelfahrt kein Match angesetzt. In der Neunerstaffel zählen diese Termine als Spieltermin. Der Spielplan steht frühestens Mitte der kommenden Woche, zuvor gibt es noch eine Onlinekonferenz mit Vertretern der beteiligten Vereine.
Mögliche Gegner in der Aufstiegsrunde
Gegen wen der HC Oppenweiler/Backnang in der Aufstiegsrunde antritt, ist derzeit ziemlich offen. Entweder geht es gegen acht verschiedene Rivalen – oder nur gegen drei andere Drittligisten. Ein kleiner Überblick über die sieben neben dem HCOB bereits qualifizierten Teams sowie über den Wackelkandidaten aus Hildesheim.
TuS Vinnhorst: Die Handballer aus dem Stadtteil von Hannover sind die Nummer eins in der Nordstaffel. Die Mannschaft von Trainer Davor Dominikovic, als Spieler Weltmeister und Olympiasieger, verlor nur eines ihrer 23 Saisonspiele. Der Club stieg erst im Jahr 2000 in die Dritte Liga auf, etablierte sich aber auf Anhieb in der Spitzengruppe und schaffte es vor zwei Jahren in den Aufstiegsspielen bis in die Zwischenrunde. Dort besiegelte eine Niederlage in Oppenweiler das Aus. Der Club verfügt über ein vereinseigenes Sportzentrum, dessen Herzstück eine Halle mit 1000 Zuschauerplätzen ist. Im Turnen ist der TuS Vinnhorst amtierender deutscher Mannschaftsmeister.
MTV Braunschweig: Der MTV Braunschweig ist als Zweiter der Nordstaffel für die Aufstiegsspiele qualifiziert. Der Club hat zwar nur zwei Punkte Vorsprung auf den Stralsunder HV, aber den direkten Vergleich gewonnen. HCOB-Handball Marc Godon hat, als er im Norden studierte, eine Saison für Braunschweig gespielt. Trainer damals wie heute ist Volker Mudrow, der in Handball-Deutschland Berühmtheit erlangte, als er den TBV Lemgo zu Beginn des Jahrtausends mit dem Konzept der „schnellen Mitte“ zu Erfolgen führte. Die Niedersachsen kehrten 2020 aus der Oberliga Niedersachsen in die Dritte Liga zurück und fanden schnell Anschluss an die Spitze.
HSG Hanau: Die HSG spielt seit sieben Jahren in der Dritten Liga und absolviert nun zum dritten Mal in Serie die Spiele um den Aufstieg. Der Verein aus Hessen ist im Nachwuchsbereich gut aufgestellt und so stehen einige Eigengewächse in der Mannschaft von Trainer Hannes Geist. Mit 14 aufeinanderfolgenden Siegen sicherten sich die Handballer aus der Geburtsstadt der Brüder Grimm – bekannt für ihre Märchen – vorzeitig die Meisterschaft in der Südwest-Staffel der Dritten Liga. Vor zwei Jahren traf Hanau schon einmal auf den HCOB, damals trennten sich beide Teams in der Main-Kinzig-Halle mit einer Punkteteilung.
TuS Ferndorf: Der TuS Ferndorf verbrachte – die laufende mit eingerechnet – sieben der vergangenen elf Spielzeiten in der zweiten Bundesliga und hat sich die Rückkehr in diese Liga zum Ziel gesetzt. In der Südwest-Staffel musste der Club des schwedischen Trainers Robert Andersson zuletzt die HSG Hanau ziehen lassen; die Qualifikation für die Spiele um den Aufstieg gerieten angesichts eines deutlichen Vorsprungs auf den TV Gelnhausen aber nicht in Gefahr. Ferndorf ist ein Stadtteil von Kreuztal im Südosten von Nordrhein-Westfalen und derzeit die Heimat von Niklas Diebel. Der Rückraumspieler wird in der kommenden Runde für den HCOB spielen.
HSG Krefeld Niederrhein: Der Club aus der Großstadt am Niederrhein sorgte vor wenigen Wochen für Aufsehen in Handball-Deutschland, als er zu einem Drittligaspiel über 8000 Zuschauer in eine Multifunktionshalle lockte. Die Qualifikation für die Aufstiegsspiele geriet kurzzeitig in Gefahr, in den vergangenen Wochen aber machte die Mannschaft von Coach Mark Schmetz die Big Points. Der Sieg bei den Bergischen Panthern aus Burscheid war Gold wert. Der Club hat aus der Saison 2019/2020 erste Erfahrungen in der zweiten Bundesliga. Außerdem war er vor zwei Jahren schon einmal Gastgeber des HCOB. Damals entführten die Murrtaler beide Punkte aus der Glockenspitzhalle.
EHV Aue: Der Club aus dem Erzgebirge weist eine lange Handballtradition auf. Er wurde 1990 aus der Handballabteilung der BSG Wismut Aue heraus gegründet, die fast 30 Jahre in der höchsten DDR-Liga vertreten war. Seitdem ist der Verein nahezu durchgängig in der zweiten Bundesliga vertreten. Ein erster Abstieg in die Dritte Liga im Jahr 2011 wurde umgehend korrigiert. Selbiges will die Mannschaft um ihren Coach Stephan Just auch in dieser Saison schaffen. In der Oststaffel der Dritten Liga dominierten die Sachsen klar, sie stehen seit Wochen als Staffelsieger fest und haben noch kein Spiel verloren. In der Aufstiegsrunde ist der Verein einer der Topfavoriten.
TV Emsdetten: Der Verein aus dem Münsterland führt die „ewige Tabelle“ der zweiten Bundesliga an, absolvierte 35 Runden auf diesem Level. 2013 schaffte der Verein sogar den Aufstieg in die Erste Liga. Der Abstieg in die Dritte Liga in der Vorsaison kam überraschend und soll zeitnah ausgeglichen werden. In der Weststaffel erwies sich die Mannschaft als Dominator und gab nur drei Punkte ab. Im Kader finden sich prominente Namen wie der des 106-fachen Nationalspielers Tobias Reichmann. HCOB-Handballer Daniel Schliedermann könnte bei einem möglichen Aufeinandertreffen auf seinen älteren Bruder Marcel treffen, der seit 2019 für den Club aus Nordrhein-Westfalen aktiv ist.
HC Eintracht Hildesheim: Die Hildesheimer sind der „Wackelkandidat“, ihr Mitwirken an der Aufstiegsrunde entscheidet sich erst am letzten Spieltag in einem Fernduell mit dem nicht teilnahmeberechtigten HC Erlangen II. Das Team aus Niedersachsen muss einen Punkt mehr holen als der Wettbewerber aus Franken, der mit der Partie beim EHV Aue auch die maximalschwere Aufgabe vor sich hat. Sprich: sieht gar nicht so schlecht aus für die Hildesheimer, die in den vergangenen Jahren in allen ersten drei Ligen am Ball waren. HCOB-Akteur Martin Schmiedt kennt die Sparkassen-Arena, er kam vor der Runde von der Eintracht ins Murrtal. Jakub Strýc könnte auf seinen Cousin Jakub Tonar treffen.