Während einige aus dem Kader des HCOB das Hüttenberg Sportzentrum zum ersten Mal betreten werden, waren andere mit früheren Clubs schon in dieser Spielstätte zu Gast. Niklas Diebel kennt sich besonders gut in Hüttenberg aus, denn er kehrt an seine ehemalige Wirkungsstätte zurück. Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt trug der Handballer das Trikot des mittelhessischen Traditionsvereins. Dort durchlief der 26-Jährige, der ein paar Kilometer entfernt bei der SG Kleenheim mit dem Handball begonnen hat, wichtige Entwicklungsschritte als Jugendspieler. „Das war in der C- und in der B-Jugend, und es war eine sehr intensive Zeit.“
Der Rückraumspieler steht noch mit einigen seiner ehemaligen Weggefährten in Kontakt: „Wir sind damals miteinander erwachsen geworden, oder besser gesagt: zu jungen Erwachsenen.“ Das verbindet. Auch sportlich wurde viel geboten: „Wir haben ziemlich professionell gearbeitet und teilweise in zwei Jugendmannschaften gleichzeitig gespielt. Hüttenberg hat viel dafür getan, dass wir zusätzliches Förder- und Individualtraining bekommen haben. Es gab auch eine hohe Durchlässigkeit in die älteren Mannschaften. So habe ich damals auch meine ersten A-Jugend-Bundesligaspiele dort gemacht. Eigentlich waren wir jeden Tag in der Halle.“
Deshalb macht er vor seiner Rückkehr an diese Spielstätte keinen Hehl daraus, dass er sich „extrem freut“. Als Jugendspieler war er regelmäßiger Zuschauer bei den Spielen der ersten Mannschaft – das ist ihm in Erinnerung geblieben. „Wenn es voll wird, haben die Kulisse und die Halle in Hüttenberg einfach ihren Charme. Und wenn ich es richtig gesehen habe, sind online schon ziemlich viele Karten verkauft.“ Auch aus der Familie und dem Bekanntenkreis von Niklas Diebel haben sich viele Zuschauer angekündigt.
Für die Gastmannschaft steht der Saisonauftakt im sportlichen Fokus. Der Aufsteiger bekommt es gleich mit einem starken Rivalen zu tun. In der vergangenen Saison verpasste der TV Hüttenberg den Aufstieg in die erste Bundesliga nur um Haaresbreite. Das Team aus Baden-Württemberg ist in Hessen der Außenseiter. Niklas Diebel möchte dazu beitragen, dass seine Mannschaft einen guten Saisonstart hinlegt.
Zuletzt überzeugte er mit acht Toren im DHB-Pokalspiel gegen den HC Elbflorenz 2006. „Damit war ich zufrieden“, sagt der Handballer, für den sich gleich in zweierlei Hinsicht etwas verändert hat: Sportlich hat er den Sprung in die zweite Liga geschafft, privat ist er nach dem Studium ins Berufsleben eingestiegen. „Da muss sich jetzt noch ein bisschen einpendeln, wie man Beruf und Leistungshandball unter einen Hut bekommt.“ Bislang funktioniert es gut, der Verein und Trainer Stephan Just hätten „einen richtig guten Rahmen geschaffen. Das macht das Projekt hier für mich auch so besonders, dass es Teil der Philosophie ist, Spieler parallel ins Berufsleben zu begleiten. Ich glaube, das ist nicht selbstverständlich, gerade auf diesem Level.“ Niklas Diebel will es mit guten Leistungen zurückzahlen und in Hüttenberg die Form aus dem Pokalspiel bestätigen.
Der Sportler, der seit 2023 für den HC Oppenweiler/Backnang spielt und mittlerweile zu den Routiniers zählt, fühlt sich in der Mannschaft wohl. Es seien viele junge Spieler hinzugekommen, die alle hungrig und hochmotiviert sind. „Leider hatten wir in der Vorbereitung etwas Verletzungspech. Dadurch wurde es erschwert, taktisch so voranzukommen, wie wir es uns vielleicht vorgestellt haben. Aber ich glaube, dass wir als Team trotzdem schon gut zusammengewachsen sind. Wir haben ein Gefühl füreinander entwickelt, auch wenn sich vieles erst in der Anfangsphase der Saison einspielen wird.“ Vom menschlichen und vom Zusammenhalt her sei das Teamgefüge sehr gut aufgestellt. „Alle haben Bock auf die Saison.“
Deshalb ist Niklas Diebel froh, dass es nun endlich losgeht. „Das Spiel in Hüttenberg ist der perfekte Zeitpunkt, um Vollgas zu geben und zu sehen, wo wir stehen.“ Diebel will der Bedeutung des Auftaktspiels nicht zu viel Gewicht beimessen. „Es geht auch um den Prozess, den wir als Mannschaft in dieser Saison durchlaufen müssen.“ Im Vergleich zur Aufstiegssaison müsse man sich darauf einstellen, mit mehr Niederlagen umzugehen. Wichtig sei es deshalb, bei Rückschlägen „das Ziel vor Augen zu behalten und uns weiterzuentwickeln. Wir wollen – individuell wie als Mannschaft – von Woche zu Woche besser werden.“ Dies soll sich dann auch in den Resultaten bemerkbar machen. Niklas Diebel blickt der Runde mit einer gesunden Portion Optimismus entgegen. „Wenn uns diese Entwicklungsschritte gelingen, bin ich überzeugt, dass wir das schaffen können, was uns aktuell kaum jemand zutraut: den Klassenerhalt.“
Über den TV 05/07 Hüttenberg
In der vergangenen Saison war der TV 05/07 Hüttenberg eine der Überraschungsmannschaften der 2. Bundesliga. Nur wenige Tore fehlten zum Aufstieg in die erste Liga. Nicht wenige trauen dem Verein aus Mittelhessen erneut eine sehr gute Saison zu. Der Traditionsverein musste mit Niklas Theiß (HSG Wetzlar) und Tristan Kirschner zwei Leistungsträger abgeben, konnte aber Trainer Stefan Kneer halten. Der ehemalige Nationalspieler gilt als einer der entscheidenden Faktoren für den Aufwärtstrend in der vergangenen Saison. Mit Torsten Anselm (von der SG Pforzheim/Eutingen) und dem Linkshänder Danil Dyatlov (vom HBW Balingen-Weilstetten II) sind zwei hochtalentierte Akteure neu im Team, denen der HCOB in der vergangenen Runde in der Dritten Liga begegnet ist. Ein weiterer Neuzugang im Hüttenberger Dress ist der 18-jährige Rechtsaußen Leon Stehl, der vor ein paar Tagen mit der deutschen U19-Nationalmannschaft Weltmeister wurde. Er kommt, ausgestattet mit einem Zweifachspielrecht, vom Bundesligisten MT Melsungen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass der TV Hüttenberg auf junge Spieler setzt, denn der Verein aus der Nähe von Gießen gilt seit Jahren als Talentschmiede. Die Vorbereitungsphase haben die Schützlinge von Trainer Stefan Kneer zuletzt mit einem deutlichen Testspielsieg gegen den Ligarivalen TV Großwallstadt abgeschlossen.
Rund ums Spiel
In der 2. Bundesliga hat der HCOB einige weite Strecken vor sich. Zu mehreren Begegnungen werden die Handballer bereits am Tag vorher anreisen. Die rund 250 Kilometer lange Fahrt nach Hüttenberg zählt zu den „Kurzstrecken“. Die Mannschaft wird sich am frühen Nachmittag auf den Weg in die Gemeinde mit etwas mehr als 10.000 Einwohnern im Lahn-Dill-Kreis machen.
Etwas mehr als zwei Dutzend HCOB-Fans haben ihre Teilnahme in Hüttenberg angekündigt. Wer zu Hause bleibt, kann das Auftaktspiel als Livestream auf DYN verfolgen.
Da die Hüttenberger Handballer bei Heimspielen in ihren traditionellen weißen Trikots auflaufen, werden die Akteure des HC Oppenweiler/Backnang in den schwarzen Ausweichtrikots antreten.
Als Schiedsrichter sind Fabian Friedel aus Leipzig und Rick Herrmann aus Zschorlau eingeteilt. Sie gehören dem Elite-Anschlusskader des Deutschen Handball-Bundes an.