Die HCOB-Handballer gehen aus der Führungsposition heraus in den Endspurt, wissen aber auch: verlieren ist verboten. Die Konkurrenten um die ersten beiden Plätze, die zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde berechtigen, sind auf der Lauer. Die Lage für Oftersheim/Schwetzingen? Ähnlich. Vor dem Spiel stand die Mannschaft aus der Kurpfalz auf Rang zehn, das würden den Ligaverbleib bedeuten. Aber das Polster auf die Plätze elf (Relegation) und zwölf (Abstieg) war schmal. Beide Teams wollten ihre Ausgangslage verteidigen, das konnte nur einer Mannschaft gelingen, am Ende waren es die Gäste. Sie wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und entführten zum dritten Mal in Folge in einem Meisterschaftsspiel beide Punkte aus der Nordstadthalle.
Dabei lief es zu Beginn nicht rund. Der HCOB tat sich im Angriff gegen die aufmerksame HG-Abwehr schwer und benötigte viele Versuche für den ersten Treffer. „Wir haben im Angriff sehr viele Fehler gemacht“, urteilte Coach Volker Blumenschein. Mal landeten die Abspiele beim Gegner, dann waren die Würfe nicht gut genug, um das Tor von HG-Keeper Benedikt Müller in Gefahr zu bringen. Daraus resultierte ein 0:3 nach sieben Minuten, nach elf Minuten stand es 3:6. HG-Trainer Axel Buschsieper, der den wegen Corona fehlenden Christoph Lahme vertrat, erkannte: „Es war kein schönes Spiel, aber in solchen Spielen besteht unsere Chance.“ Sein Team verteidigte die Führung zunächst. Dann fand der HCOB besser ins Spiel, „weil die Abwehr ganz gut funktionierte“ (Volker Blumenschein). Die Verteidiger bekamen die Angriffe der HG in den Griff und mussten kaum Gegentreffer hinnehmen. Der Ausgleich durch Lukas Rauh (8:8, 23. Minute) war die logische Konsequenz. Kurz darauf brachte Tobias Gehrke seine Farben in Führung, zur Pause hieß es aufgrund eines Überzahltreffers von Martin Schmiedt bereits 12:10. Damit war ergebnistechnisch die richtige Richtung eingeschlagen.
Leistungstechnisch legten die Murrtaler zu Beginn der zweiten Halbzeit nach. Nach Wiederanpfiff dominierten sie das Geschehen deutlich. Die Abwehr: so stabil wie in den Minuten vor der Pause. Und vorne nutzten die Murrtaler ihre Chancen endlich besser. Torwart Jürgen Müller eröffnete die zweite Hälfte mit einem erfolgreichen Wurf aus fast 40 Metern ins verwaiste HG-Tor, dann erzielte Tim Düren zwei Treffer vom Kreis. Philipp Maurer und Timm Buck legten nach. Der HCOB hatte sich eine 17:11-Führung herausgeworfen.
Die Chance, das Spiel ganz früh in sichere Bahnen zu lenken, ließen die Handballer aus dem Murrtal mehrmals liegen. Die Chancenverwertung bewegte sich nach der guten Phase fortan wieder auf einem sehr wechselhaften Level, aber immerhin in dem Bereich, der ausreichend war, um die Gastgeber auf Distanz zu halten. Die HG kam, angetrieben von Florian Burmeister, einige Male ein bisschen näher heran. Zehn Minuten vor dem Ende waren es nur noch drei Tore Vorsprung für den Spitzenreiter. Doch mit geduldig vorgetragenen Angriffen verschafften sich die Akteure von Coach Volker Blumenschein immer wieder Luft. Die Uhr lief für die Auswärtsmannschaft.
In den Schlussminuten wollte es die HG mit schnellen Abschlüssen nochmals spannend machen. Das gelang Florian Burmeister zweimal, doch der HCOB ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und wusste immer eine Antwort, stellte den Vorsprung wieder auf vier Tore. Dann kam eine Hinausstellung gegen Niklas Krämer zur rechten Zeit, in Überzahl machte der Tabellenführer den Sack vollends zu. Martin Schmiedt traf vom linken Flügel, Eric Bühler vom rechten. Eine Minute vor dem Ende stand es 26:22. Oftersheim/Schwetzingen verkürzte noch, am Ende hieß es aus deren Sicht 24:26, wie im Hinspiel. HCOB-Coach Volker Blumenschein sah es pragmatisch. „Am Ende zählen die zwei Punkte, und die haben wir. Klar ist aber auch, in den kommenden Wochen muss wieder mehr kommen wie heute.“
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Volker Blumenschein: „Das war heute nicht die höchste Handballkunst. Wir haben im Angriff sehr viele Fehler gemacht. Die Abwehr hat dafür ganz gut funktioniert. Dann muss man dann auch mal sagen: Am Ende zählen die zwei Punkte, und die haben wir. Klar ist aber auch, in den kommenden Wochen muss wieder mehr kommen wie heute.“
HG-Trainer Axel Buschsieper: „Es war kein schönes Spiel, aber in solchen Spielen besteht unsere Chance. In der ersten Halbzeit haben wir sehr gute Abwehr gespielt, allerdings hatten wir viele Fehlwürfe. Wir haben uns zwischen der 30. und der 40. Minute den entscheidenden Rückstand eingefangen, auch wenn wir uns zum Ende nochmals herangekämpft haben.“
Rund ums Spiel
Der HCOB (31:13) bleibt Erster, Kornwestheim ist punktgleicher Zweiter, Fürstenfeldbruck (30:14) folgt als Dritter. Vier Spieltage vor Rundenende scheint es, als würden diese drei Mannschaften die ersten beiden Plätze unter sich ausmachen. Der VfL Pfullingen und die SG Leutershausen (beide 17 Minuspunkte) haben noch Perspektiven, brauchen neben vielen eigenen Siegen aber auch einige Patzer der Konkurrenz.
Im Abstiegskampf ist die HG Oftersheim/Schwetzingen auf Relegationsplatz elf zurückgefallen, weil der unmittelbare Rivale TSV Neuhausen/Filder bei HBW Balingen-Weilstetten II siegte. Die Zweitligareserve ist mit 19 Pluspunkten noch nicht durch, muss nun ebenfalls nach hinten schauen.
Wer sich nach Spielende über die Ergebnisse aus den anderen Hallen informieren will, muss höllisch aufpassen. Die Spielergebnisplattform handball.net, über die der Deutsche Handball-Bund die Resultate und den Liveticker laufen lässt, klemmt gewaltig. Auch Stunden nach Spielende tauchen Zwischenstände als vermeintliche Endresultate auf. Auch die Tabelle synchronisiert sich oft erst tief in der Nacht. Je mehr es dem Saisonende zugeht, als umso gewaltiger wird dieser Mangel empfunden.