HSG-Übungsleiter Mischa Herok behauptete vor dem Match in der Lokalzeitung, die HCOB-Frauen hätten „alle“ bisherigen Saisonspiele nach hinten verschoben, um in einen Lauf zu kommen. Die Sache mit den Verlegungen: Eine Erfindung, ein Spiel von sechs wars, wegen einer Hochzeit. Die Sache mit dem Lauf: Ein Volltreffer des Coaches. Auch in der Murkenbachhalle zeigte sich bei den sechs Mal in Folge siegreichen HCOB-Frauen, dass sie sich in einem Flow befinden. Sie steckten eine schwache Anfangsphase und eine unglückliche Phase der zweiten Halbzeit weg, machten die Big Points und stürmten durch Sieg Nummer sieben an die Tabellenspitze.
Aber der Reihe nach. In der Anfangsphase agierten die Gäste nervös. „Wir haben eigentlich gute Gelegenheiten herausgespielt, haben aber selbst in den besten Situationen zu wenig das Tor im Blick gehabt, sondern noch einmal abgespielt“, befand Trainerin Judit Lukács. So versäumten es die Gäste zu Beginn, sich einen Vorsprung herauszuwerfen, zeitweise gerieten sie sogar mit zwei Toren ins Hintertreffen (6:8, 8:10). Zum Glück für die Murrtalerinnen stand die Abwehr gut, „und Torfrau Paula Heitzler war auch sehr gut in Form“ (Judit Lukács). In den Minuten vor der Pause verstanden es die HCOB-Frauen besser, im richtigen Moment aufs Tor zu ziehen. Sie warfen sechs Treffer in Folge, drehten die Begegnungen und lagen zur Pause mit 14:10 vorne.
Nach dem Seitenwechsel wahrten die Gäste ihren Vorsprung zunächst, nach 38 Minuten stand es 18:14. Dann leisteten sich die Murrtalerinnen im Angriff aber einige Fehlwürfe, vom Kreis und von außen. Einige Male war auch Pech dabei, weil der Pfosten für die geschlagene HSG-Torfrau rettete, in Summe aber führte es dazu, dass der Vorsprung erst schmolz, dann weg war und die HSG nach 43 mit 20:19 vorne lag – allerdings auch zum einzigen Mal in Halbzeit zwei. HCOB-Trainerin Judit Lukács nahm eine Auszeit, ihr Team glich umgehend wieder aus. Außerdem fanden die Murrtalerinnen in der Abwehr zur vorherigen Stabilität zurück, die Spielerinnen schlossen die Lücken im Zentrum.
Es entwickelte sich eine Schlussphase, die an Spannung nicht zu überbieten war. Viel Kampf, oft gab es Zeitspiel. Nach dem 21:21 fiel minutenlang kein weiterer Treffer, ehe Viktoria Lukács die Gäste in Führung brachte. Der war Gold wert, denn die Abwehr ließ in den letzten 14 Minuten nur noch ein Gegentor zu, noch dazu durch einen Siebenmeter. Anja Weinhardt traf in der 53. Minute zum 22:22. Dann hieß es wieder warten – bis Reka Katona-Lukács einen Querpass abfing und per Konter das Siegtor erzielte. Die HSG Böblingen/Sindelfingen hatte in den Schlusssekunden zwar den Ball, Paula Heitzler war aber zur Stelle und wehrte den letzten Wurf ab.
„Am Ende ist es bei einem Tor Unterschied immer auch ein bisschen Glück, aber ich finde, wir waren die bessere Mannschaft und haben verdient gewonnen“, meinte Judit Lukács und ergänzte. „Für unser Selbstvertrauen war das gut, schließlich wartet am kommenden Wochenende mit dem SV Leonberg/Eltingen gleich wieder ein harter Brocken auf uns.“
HSG Böblingen/Sindelfingen: Anne Kilper (1), Lara Mielnik (Tor), Sarah Moßhammer, Amaya Baker, Svenja Hille (3), Denise Knoll (2), Melanie Laczek, Maike Gatzweiler, Jana-Luka Schuler, Kristina Maurer (5), Lena Münch (7), Anja Weinhardt (3/2), Saskia Kohler, Andrea Dieterle (1). – HC Oppenweiler/Backnang: Mara Ottomani, Paula Heitzler (Tor), Denise Schaber (2), Anna-Marie Kroll, Melanie Mundinger, Sina Reibl (1), Male Schütz, Natalie Krügele, Viktoria Lukacs (4), Anna Hug (3), Lea Soffel (1), Anna Rosenke (2), Reka Katona-Lukacs (7), Sofie Heitzler (3). – Schiedsrichter: Stefan Mezger (Hemmingen) und Christian Sturm (Hemmingen). – Zuschauer: 200.