Von Beginn an war Feuer und Leidenschaft in der Begegnung. Der HCOB musste auf seinen in der Saison bislang besten Torewerfer verzichten, Timm Buck. Dem VfL fehlte mit Niklas Roth ebenfalls ein prägender Spieler für den halblinken Rückraum. Außerdem musste Paul Prinz dauerhaft am Kreis schuften, weil seine Mitstreiter auf dieser Position verletzt fehlten. Die Gastgeber starteten mit viel Selbstvertrauen, Pfullingen wirkte anfangs zögerlich – und das schlug sich schnell im Ergebnis wider. Nach sechs Minuten stand es 4:1, der VfL hatte schon zwei Siebenmeter verworfen. Als Gästespieler Jason Ilitsch eine Zeitstrafe bekam, kam es noch dicker für Pfullingen. Erst netzte HCOB-Akteur Jakub Strýc aus der Ferne ins verwaiste Gästetor ein, dann traf Torwart Jürgen Müller ebenfalls aus der Distanz. 8:3 nach einer Viertelstunde, ein klasse Auftakt für die Gastgeber.
Anschließend kam der VfL auf. Die Gastgeber agierten im Angriff einen Tick zu umständlich, machten technische Fehler und ließen beste Torgelegenheiten aus. Pfullingen, nun entschlossener, legte einen 6:1-Lauf auf den Sportboden. Auch der Ausgleichstreffer (9:9, 27.) durch Lukas List fiel durch einen Fernwurf. Der HCOB konnte sich in den Minuten vor der Pause aber auf Rechtsaußen Philipp Maurer verlassen. Zweimal wurde er auf dem Flügel freigespielt, zweimal traf er ins Tor – und sorgte dafür, dass die Begegnung zum Ende des ersten Durchgangs nicht in die Pfullinger Richtung kippte. Deren Außenspieler Christopher Rix sorgte für den 11:11-Gleichstand zur Pause. Aus Sicht der Hausherren zu wenig; aus dem einfachen Grund, dass fünf Tore Führung wieder weg waren.
Nach dem Seitenwechsel legte der VfL Pfullingen viermal ein Tor Vorsprung vor. Der HCOB hatte aber jeweils umgehend die richtige Antwort parat und glich aus. Ab der 35. Minute schlug das Pendel eindeutig in Richtung der Hausherren. Sie spielten klare Torgelegenheiten heraus, die der VfL durch Fouls unterband. Die Schiedsrichter entschieden innerhalb von fünf Minuten vier Mal auf Siebenmeter für den HCOB. Daniel Schliedermann verwandelte sie. Pfullingen musste, das kam hinzu, oft in Unterzahl spielen, dezimierte sich durch einen Wechselfehler zusätzlich. Der HCOB nutzte das, um seinen Vorsprung auszubauen. Martin Schmiedt traf wiederholt vom linken Flügel, und Daniel Schliedermann netzte in der 45. Minute erneut ein. Aus einem 14:15 war ein 22:16 geworden – und damit war bereits zu diesem frühen Zeitpunkt die Zahl an Toren erreicht, die später zum Sieg gereicht hätte. Nur wusste das zu diesem Zeitpunkt niemand.
Denn in der Schlussphase kam Pfullingen noch einmal gewaltig auf. Der Club aus dem Echaztal holte Tor um Tor auf – und profitierte immens davon, dass die Murrtaler im Angriff plötzlich fast schon besorgniserregend viele erstklassige Torchancen ausließen. Mehrmals scheiterten sie aus der Nahdistanz. Einige Male hatten sie auch Pech, als sie den Ball wirklich gut liefen lassen, dieser nach dem Wurf aber vom Innenpfosten ins Feld zurücksprang. Selbst Siebenmeter waren nicht mehr gleichbedeutend mit einem Tor. Daniel Schliedermann verwarf zwei Strafwürfe, Marc Godon einen weiteren. Weil er Gästekeeper Daniel Schlipphak im Gesicht traf, gab es die rote Karte. Die Folge dieser Phase: Fünf Minuten vor dem Ende stand es nur noch 22:21. Pfullingen war wieder dran.
Einen weiteren Gegentreffer ließen die Gastgeber in der Schlussphase jedoch nicht mehr zu. Die Abwehr kämpfte leidenschaftlich. Jeder Ballgewinn wurde von den Zuschauern begeistert bejubelt. Und Torwart Jürgen Müller, übers ganze Spiel hinweg schon in Bestform, legte nach und entschärfte auch die letzten verzweifelten Pfullinger Würfe. Auf der Gegenseite durchbrach Tim Düren die elfminütige Torsperre, im nächsten Angriff machte er mit einem weiteren Treffer zum 24:21 den Sack zu. Das 25:21 durch Lukas Rauh mit sehenswerter Flugeinlage war krönender Abschluss. Und weil derweil schon durchgedrungen war, dass die beiden führenden Teams Fürstenfeldbruck und Kornwestheim verloren hatte, ging es danach als neuer Tabellenführer auf die Ehrenrunde.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Volker Blumenschein: „Es war ein sehr intensives Spiel. Wir haben grundsätzlich sehr gut gekämpft. Allerdings haben wir im letzten Drittel des Spieles unglaublich viele Würfe aus der Nahdistanz liegen lassen und machen es uns dadurch unglaublich schwer.“
VfL-Trainer Daniel Brack: „Es war ein verdienter Sieg für den HC Oppenweiler/Backnang. Wir haben unter den personellen Umständen ein gutes Spiel gemacht, aber es reicht aktuell halt nicht. Wir sind dabei auch an Torwart Jürgen Müller gescheitert.“
Rund ums Spiel
Rückraumspieler Ruben Sigle absolvierte sein 250. Spiel im Trikot der ersten Mannschaft. Er ist nach Stefan Merzbacher, Bernhard Scheib, Rainer Böhle, Sebastian Forch, Benjamin Röhrle, Jürgen Buck, Florian Frank und Jonas Frank der neunte Akteur, der diese markante Zahl erreicht nach.
25 Tore haben dem HCOB in der Dritten Liga lange nicht mehr für einen Sieg gereicht – fast sechs Jahre. An diesem Samstagabend war eben die starke Abwehrarbeit gewinnbringend. Dazu passt die folgende Statistik: Seit zehn Jahren hat Pfullingen nicht mehr so wenige Tore gegen den HCOB erzielte wie bei diesem Aufeinandertreffen.
Am kommenden Sonntag gastieren die HCOB-Handballer bei HBW Balingen-Weilstetten II. Anwurf ist um 17 Uhr in der Sparkassen-Arena.