Nach 58 Minuten und 32 Sekunden standen die Hausherren ganz knapp vor einem Erfolg. Kevin Wolf setzte sich in seinem letzten Spiel vor seinem Wechsel zum SV Salamander Kornwestheim entschlossen durch und erzielte das 29:28. Doch die Gäste nutzten ein Überzahlspiel, um postwendend auszugleichen. Auf der Gegenseite gab es Siebenmeter für den HCOB. Eine Sache für Marcel Lenz, den so zuverlässigen Strafwurfspezialisten. Ausgerechnet dieser letzte Siebenmeter seiner sportlichen Laufbahn ging nicht ins Tor, Erlangens Keeper Janis Boieck war zur Stelle. Die Franken nutzten den Ballgewinn und machten mit der Schlusssirene das Siegtor. Tim Bauder traf von Linksaußen zum 30:29.
Ein glücklicher Sieg für Erlangen, das Team hat derzeit einfach einen guten Lauf, alles gelingt. Die HCOB-Handballer hatten ein gutes Spiel abgeliefert, nur keinen Lohn eingefahren. In den ersten Minuten gerieten sie mit 4:7 ins Hintertreffen, dann bestimmten sie die Partie bis zur Pause. Sie verteidigten gut, erzielten einige Kontertreffer und glichen beim 8:8 durch Eric Bühler aus. In der Folge machten die Gastgeber weiter Druck, und in den Minuten vor der Pause machte sich das mit einer 15:13-Führung bezahlt.
Ärgerlich allerdings, dass der Start in die zweite Halbzeit misslang. Die Franken warfen die ersten fünf Tore, der HCOB vergab in dieser Phase einige gute Gelegenheiten und hatte Pech: Abpraller landeten oft in den Händen von Gästespielern. Der Rückstand wuchs nach einem Treffer des bundesligaerfahrenen Florian von Gruchalla auf 19:23 an. Dann bliesen die Gastgeber zur Aufholjagd. Das Zusammenspiel mit Kreisläufer Jakub Strýc funktioniert, Tobias Gehrke setzte sich entschlossen durch. Drei Minuten vor dem Ende erzielte Martin Lübke von Rechtsaußen die erste Führung nach langem. Die Hoffnung auf einen Sieg wuchsen, als Kevin Wolf rund 90 Sekunden vor dem Ende erneut einen Treffer vorlegte. Der Rest: siehe oben.
Kein Wunder, dass die HCOB-Handballer im ersten Moment enttäuscht waren . Zu realistisch war trotz zahlreicher Ausfälle (Stefan Koppmeier, Luis Villgrattner, Philipp Maurer und Timm Buck) die Aussicht, dem Überflieger auf dem letzten Drücker noch ein Bein zu stellen. Aber mit dem Schlusspfiff war der Ärger bald wieder verflogen. Zum einen, weil es trotzdem große und anerkennenden Applaus gab; nicht nur fürs couragierte Auftreten im letzten Match, sondern für eine insgesamt positive Saisonbilanz mit 17 Siegen und 10 Niederlagen.
Schnell rückten dann auch andere Themen in den Vordergrund. Marcel Lenz, Kevin Wolf und Felix Raff wurden unter tosendem Applaus verabschiedet. Wie beim HCOB seit Jahren üblich bekamen die ausscheidenden Akteure ein Großformatwandbild mit einer Spielszene von Fotograf Alexander Becher. Auch die Fans, die regelmäßig mit zu den Auswärtsspielen fahren, brachten Geschenke mit. Die drei Sportler richteten emotionale Abschiedsworte an die Besucher in der Gemeindehalle, und so mancher verdrückte dabei mehr als nur eine Träne.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Matthias Heineke: „Erlangen hat 2022 keinen Punkt abgegeben, wir waren sehr knapp davor, ihnen einen abzunehmen. Deshalb kann man heute sagen: Das Ergebnis passt nicht, sonst war alles gut. Meine Mannschaft hat alles gegeben. Am Ende war es dann wohl einfach so, dass Erlangen gerade diesen Lauf hat.“
HCE-Trainer Tobias Wannenmacher: „Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Wir sind halt in einem Lauf und machen das Tor.“
Rund ums Spiel
Die Abschlusstabelle in Gruppe 5 um den Ligapokal stand bereits vor dem Spiel fest. Nun ist außerdem amtlich, dass der HC Erlangen die Gruppe verlustpunktfrei gewonnen hat. Der TuS Fürstenfeldbruck freut sich übers Ticket für den DHB-Pokal. Der HCOB als Dritter hätte sicher gerne nicht nur die beiden Derbys gegen Horkheim gewonnen, lieferte aber in den Heimspielen spannende und gute Begegnungen ab. Nicht verborgen blieb aber auch, dass sich der Ligapokal für die meisten Mannschaften doch etwas zog. Viele Vereinsvertreter der Drittligisten – und da macht man beim HCOB keine Ausnahme – wünschen sich, dass bereits in der kommenden Runde zu einem „normalen“ zurückgekehrt wird, mit größeren Staffeln als in der abgelaufenen Saison.
Im Aufstiegskampf hatte der VfL Pfullingen Pech. Um in die Finalspiele einzuziehen, hätte es eines Punktgewinns bei der HSG Konstanz bedurft. Der Ausgleich gelang aber erst Sekundenbruchteilen nach der Schlusssirene. So jubelten stattdessen die spielfreien Handballer der SG Pforzheim/Eutingen. Sie dürfen sich nun in Finalspielen mit dem 1. VfL Potsdam um ein Ticket für die zweite Liga streiten. Die bereits zuvor für die entscheidenden Duelle qualifizierten Konstanzer treffen in zwei Begegnungen auf den Wilhelmshavener HV.
Verabschiedet wurden nach dem Spiel auch Akteure der zweiten Mannschaft: Johannes Csauth (wechselt zur SG Schozach-Bottwartal), Patrick Marti und der Mannschaftsverantwortliche Marc Brosi. Auch für Björn Thau, lange in der Zweiten und zuletzt in der Bezirksligamannschaft aktiv, gab es nach neun Jahren im grünen Trikot großen Applaus.