Die Murrtaler kämpften von Beginn an mit großer Entschlossenheit um jeden Ball. Sie stellten eine aufmerksame Abwehr, gingen keinem Zweikampf aus dem Weg. Die Schiedsrichter verteilten viele Zeitstrafen gegen die Gäste, allein sieben in der ersten Halbzeit. Die Murrtaler spielten zwangsläufig viel in Unterzahl, kompensierten das aber durch Einsatz. Jeder half seinem Nebenspieler, obendrein war auf Torwart Jürgen Müller Verlass, es war ein emotionaler und leidenschaftlicher Auftritt der Gäste. Dass TuS-Trainer Martin Wild diese Entschlossenheit oder Emotionalität gar als das Guten zu viel bezeichnete, verdeutlicht letztlich auch, wie heiß die Murrtaler auf den Sieg waren. Den Coach ärgerte, dass sein Rückraumspieler Johannes Stumpf verletzt ausschied. Auf der Gegenseite ging es ebenfalls nicht gerade zimperlich zu, hier gab es oft Siebenmeter. Von Zeitstrafen blieb der TuS zunächst verschont. Dafür gab es nach einem Einsteigen von Tobias Prestele Rot. Er hatte Tobias Gehrke niedergestreckt. In der 21. Minute musste auch Tim Düren nach einem Foul an Manuel Riemschneider vom Feld. Das war umstritten, vielleicht sogar eine Fehlentscheidung.
Ergebnistechnisch verliefen die ersten 25 Minuten sehr ausgeglichen. 1:1, 2:2, 3:3, 4:4, 5:5, 6:6, 7:7, 8:8, 9:9, 10:10, 11:11 – kein Gleichstand wurde ausgelassen. Aus Gästesicht war das zu wenig, weil sie mehrmals die Chance zur Zwei-Tore-Führung ausließen. Die Einheimischen wiederum wollten dem ausgeglichen Spielstand in den Minuten vor der Pausensirene ein Ende bereiten, indem sie die Offensive durch einen siebten Feldspieler stärkten. Allerdings präsentierte sich die HCOB-Abwehr auch gegen diese Variante ausgesprochen aufmerksam. Die Handballer schlossen die Lücken durch intensivierte Laufarbeit und zwangen Fürstenfeldbruck zu technischen Fehlern. Martin Schmiedt nutzte einen Konter zur 13:12-Führung, Timm Buck legte per Siebenmeter nach, kurz vor der Pause stellte Marc Godon gar den ersten Drei-Tore-Vorsprung her. Obwohl der TuS mit der Sirene noch auf 14:16 verkürzte, in den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte hatte der HCOB ein Zeichen gesetzt.
Nach dem Seitenwechsel brachte die Einheimischen ihren in Halbzeit eins geschonten Bundesliga-Zugang Jonas Link. Auch das Spiel mit sieben Angreifern behielten sie konsequent bei. Der HCOB verteidigte aber unverändert gut – und belohnte sich nun zunehmend mit einem Vorsprung. Timm Buck netzte nach einem Ballgewinn vom eigenen Wurfkreis ein, dann traf Philipp Maurer zum 23:19 (43. Minute). Die Mannschaft von Trainer Volker Blumenschein gewann zunehmend die Oberhand. Sie spielte im Angriff mit der nötigen Ruhe und Gelassenheit, um im richtigen Moment das Tempo anziehen zu können und immer wieder in gute Wurfgelegenheiten zu kommen. Timm Buck setzte wertvolle Akzente, war aus dem Rückraum immer gefährlich. Auch das Spiel über Kreisläufer Alexander Schmid war stets torgefährlich.
Bei den nicht in Bestbesetzung angetretenen Bruckern schwanden Kräfte und Alternativen. Der HCOB hingegen ließ in seinem Siegeswillen zu keiner Sekunde auch nur um einen Cent nach. Eine Dreierserie mit Toren von Tim Dahlhaus, Alexander Schmid und dem kaum zu stoppenden Tobias Gehrke brachte nach 49 Minuten einen Sieben-Tore-Vorsprung und damit eine Vorentscheidung. In der Wittelsbacher Halle war es mittlerweile ziemlich ruhig. Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang spielten ausgesprochen souverän. Timm Buck stockte sein Torekonto zielstrebig weiter auf, erzielte in den letzten acht Minuten nochmals fünf Tore – am Ende waren es bemerkenswerten 16 Torerfolge bei nur unwesentlich mehr Versuchen. Den Schlusspunkt setzte Torwart Jürgen Müller, zur Abwechslung aber nicht mit einer Parade, sondern mit einem Fernwurf ins verwaiste Tor zum 39:27-Endstand. Der Rest: Große Freude bei den Gästen, die sich im Rennen um die beiden Startplätze für die Aufstiegsrunde eindrucksvoll zurückgemeldet haben.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Volker Blumenschein: „Wir sind mit unserer Leistung glücklich. Wir haben in dieser Woche ein paar Knöpfe gedrückt, die Mannschaft hat wieder einmal ein emotionales Spiel gebraucht. Es war von Anfang an hitzig, und das war gut für uns, wir haben sofort einen Draht ins Spiel gefunden. Das war die Grundidee für heute. Im Angriff haben wir gute Lösungen gefunden, unser Ball war heute wieder viel schneller. In der Abwehr hat jeder um jeden Ball gekämpft.“
TuS-Trainer Martin Wild: „In der ersten Viertelstunde fand ich es nicht nur emotional, sondern deutlich drüber. Der HC Oppenweiler/Backnang hat absolut verdient gewonnen, sich fast schon in einen Rausch gespielt. Unsere Abwehr wurde immer löchriger, der HCOB hatte einen guten Spielfluss eine gute Qualität im Torabschluss.“
Rund ums Spiel
Fürstenfeldbruck ist weiter Erster (22:8 Punkte), aber Horkheim (21:9) sowie der HCOB und Kornwestheim (20:10) sind den Bayern auf die Pelle gerückt. Wie dicht es in diesem Bereich zugeht, verdeutlicht auch die Tatsache, dass der Tabellenachte SG Pforzheim/Eutingen mit 16:12 Punkten auch nur vier Minuspunkte zurückliegt. Es bleibt also maximal spannend.
Die Fahrt nach Fürstenfeldbruck war die weiteste für die HCOB-Handballer in dieser Saison. Angesichts bester Siegesstimmung war die Busreise über die verschneite Schwäbisch Alb dennoch ein kurzweiliges Vergnügen. Die HCOB-Handballer stimmten jene Lieder an, die schon vor die einstigen Handballgrößen aus dem Murrtal vor 30 und 40 Jahren bei derartigen Auswärtserfolgen sangen.
Am kommenden Samstag treten die HCOB-Handballer erneut auswärts an, es geht zum TVS 1907 Baden-Baden. Drei Tage später steht ein Freundschaftsspiel auf dem Plan: Bundesligist TVB Stuttgart kommt am 20. Dezember zum KSK Matchday in die Gemeindehalle Oppenweiler. Der HCOB hat dieses Spiel bei einem Wettbewerb der Kreissparkasse gewonnen, coronabedingt zog es sich ein bisschen, nun ist es ein vorweihnachtliches Präsent für die HCOB-Jugendhandballer, die mit ihren Familien eingeladen sind, deshalb geht es auch um 19 Uhr los.