In dieser Woche darf er sein Können beim Camp im portugiesischen Vila Nova de Gaia unter Beweis stellen. In der Stadt in der Nähe von Porto versammelt der britische Coach Zoran Lukacs die talentiertesten Nachwuchshandballer des Landes – oder um es präziser zu sagen: mit britischem Pass. Neben jungen Sportlern, die beispielsweise in London oder Nottingham spielen, kommen auch viele Handballer zusammen, die sonst für Vereine in Schweden, Dänemark, Spanien oder – wie Jaden Tigges – in Württemberg spielen.
Seine britischen Wurzeln hat er von seinem Vater, dem im Handball der Region bestens bekannten Craig Tigges. Er war einst Nationalspieler für Großbritannien und machte sich Hoffnungen auf die Olympischen Spiele 2012, für die die Briten als Gastgeber qualifiziert waren. Als mit dem Nahen des Turniers immer mehr Sportler ihren Stammbaum auf britische Vorfahren scannten, fanden sich aber doch Profitorhüter aus Skandinavien, die dann nominiert wurden.
Den Kontakt zum damaligen Headcoach Mick Hegarty hielt Papa Craig trotzdem aufrecht, der wiederum steht im Dialog mit dem aktuellen Nationaltrainer– und so landeten die Daten von Jaden Tigges nicht viel später auch beim U20-Coach. Dieser nahm Kontakt zum Nachwuchshandballer aus, der derzeit mit dem B-Jugendteam des HCOB in der Oberliga Baden-Württemberg spielt und der im Frühjahr (ein bisschen) Handballgeschichte geschrieben hat: Im Endspiel um die Württembergische A-Jugendmeisterschaft erzielte Jaden Tigges das letzte Tor, das jemals in einem Jugendspiel im Spielbetrieb des Handballverbands Württemberg erzielt worden ist.
Der Coach der britischen U20 und Jaden Tigges trafen sich vor dem Computer zum Beschnuppern. „Ich hatte ein einstündiges Zoom-Meeting mit Zoran Lukacs. Dort lernten wir uns kennen, er hat mir von dem Programm erzählt und ich konnte meine Fragen stellen“, berichtet Jaden Tigges. Nun fiebert er dem Trainingscamp mit Vorfreude und viel sportlichem Ehrgeiz entgegen: „Mir ist wichtig, dass ich mich in Portugal gut präsentiere und weiterentwickle.“ Er will sein Leistungsvermögen abrufen, „natürlich mit der Hoffnung, beim Training und den Spielen zu überzeugen, um es in den Kader zu schaffen.“
Unterstützung gibt es vom Vater, Craig Tigges ist mit nach Portugal gereist. „Mein Hotel ist aber ein bisschen vom Trainingszentrum entfernt“, sagt der frühere Keeper, der mittlerweile die Vierte des HCOB trainiert, und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Jaden braucht ja keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung.“ Der Sohn weiß die Rückendeckung aber zu schätzen: „Die Unterstützung meiner Familie ist mir wichtig. Sogar meine Großeltern lassen sich kaum ein Spiel entgegen.“ Vielleicht dürfen sie ihren Enkel demnächst dann auch bei einem Länderspiel anfeuern.
