HCOB-Coach Tobias Klisch brachte es auf den Punkt: „Es tut heute unfassbar weh.“ Das von ihm gemeinsam mit Volker Blumenschein gecoachte Team lieferte dem großen Favoriten einen beeindruckenden Kampf. Der Trend der vergangenen Wochen ist aufsteigend, und zwar in vielen Bereichen. Die Arbeit trägt Früchte: „Wir versuchen den Jungs einzubläuen, dass wir Punkte holen können. Wenn man sich die vergangenen vier Spiele ansieht, dann kommen wir auch immer näher heran.“ Aber sie bringt noch keine Punkte: am Ende stand auch gegen den HC Elbflorenz 2006 eine Niederlage.
Und so mischte sich in den Stolz über den couragierten Auftritt auch Enttäuschung, erläuterte Tobias Klisch und hatte vor allem einen Aspekt im Hinterkopf: Angesichts einer Zwei-Tore-Führung dreieinhalb Minuten vor dem Ende hätte einfach mehr herausspringen können, vielleicht auch müssen. Der Dresdener Coach André Haber jedenfalls meinte: „Bei minus zwei ist es eigentlich schon fast vorbei.“ Aber sein Team habe dann einige gute Aktionen hintereinander gehabt, „hatten wir die besten drei Minuten in einer Crunchtime in dieser Saison.“ Und die waren dann entscheidend.
Das war bitter für den HCOB. Denn die Heimmannschaft hatte vor 1000 Zuschauern unheimlich viel investiert. Der Start war vielversprechend. Die Rückraumspieler Timm Buck und Nick Fröhlich sorgten für eine 2:0-Führung. Der HCOB stellte eine gute und aufmerksame Abwehr. Geburtstagskind Dave Hörnig hielt im Tor hervorragend und hatte am Ende 13 Paraden auf seinem Konto. Zwei frühe Zeitstrafen brachten die Gastgeber ins Hintertreffen, doch Dresden konnte sich nicht absetzen. Elbflorenz-Coach André Haber attestierte seinem Team eine „hektische und unkluge“ Spielweise. Der HCOB hingegen machte vieles richtig: Er schaltete nach Ballgewinnen schnell und erzielte Tore durch Gegenstöße oder über die Außen. Martin Schmiedt erzielte in der ersten Halbzeit vier Treffer, der letzte davon – mit der Pausensirene – zum 15:15. Das verlieh Mut und Selbstvertrauen.
Auch nach dem Seitenwechsel blieb es ein offenes Spiel. „Wir sind an unsere Grenzen gegangen und haben sie ein bisschen heruntergezogen“, fand HCOB-Coach Tobias Klisch. Der Dresdner Coach André Haber berichtete nach Spielende, gemerkt zu haben, „dass der HC Oppenweiler/Backnang an den Sieg geglaubt hat. Ab diesem Zeitpunkt konnten wir uns nicht mehr absetzen.“ Auch eine Phase, in der die Sachsen auf den siebten Feldspieler setzten, geriet dem HCOB nicht zum Nachteil. Im Gegenteil: Ein Wurf von Dominik Weiß ins verwaiste Tor der Dresdner sorgte für den Ausgleich zum 22:22 und trieb den Stimmungspegel in der MURRTAL-ARENA in die Höhe.
Die Partie stand nun Spitz auf Knopf. HCOB-Linkshänder Malte Dederding setzte mehrere Bälle aus der zweiten Reihe in die Maschen. Die Dresdner verließen sich auf ihre individuellen Stärken. Vor allem Sebastian Greß setzte sich oft entschlossen durch. Dann kam der Moment, in dem die Partie zugunsten des HCOB hätte kippen können. Zunächst hielt der eingewechselte Torwart Janis Boieck einen Wurf, dann erzielte Cedric Mayer einen Treffer zur Führung und schließlich legte Kreisläufer Työrvir Týr Gislason per Konter nach. 32:30, die Halle stand Kopf, und es waren nur noch dreieinhalb Minuten auf der Uhr.
Die aber hatten es in sich und aus Sicht der HCOB-Handballer gestalteten sie sich „einfach unfassbar unglücklich“ (Tobias Klisch). Der HC Elbflorenz 2006 kam nach einer Auszeit durch Sebastian Greß zum schnellen Anschlusstor, auf der Gegenseite wurde Timm Buck ein Stürmerfoul gepfiffen. Dresdens Timo Löser nutzte den Ballgewinn zum Ausgleich. Auf der anderen Seite ging ein Wurf von Dominik Weiß an den Innenpfosten. „Den haben viele schon drin gesehen“, ärgerte sich Tobias Klisch. Weil Martin Schmiedt im direkten Gegenzug eine Zeitstrafe wegen Fußspiels bekam, musste der HCOB in Unterzahl verteidigen. Das gelang nicht: Der Norweger Viktor Petersen Norberg tankte sich durch und erzielte das 33:32 – das war der Siegtreffer. Der HCOB hatte zwar noch eine Auszeit und brachte Malte Dederding gut in Position. Doch Gästekeeper Oliver Sandin, der kurz vor dem Ende eingewechselt worden war, hatte Glück und blieb auf dem fast schon durchgerutschten Ball sitzen. Ein paar Zentimeter fehlten dem HCOB zum Remis, es war einfach: unfassbar knapp.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Tobias Klisch: „Es tut heute unfassbar weh. Wir versuchen den Jungs einzubläuen, dass wir Punkte holen können. Wenn man sich die vergangenen vier Spiele ansieht, dann kommen wir auch immer näher heran. Aber wir haben es halt auch heute nicht geschafft. Wir haben 57 Minuten lang mitgehalten, sind ein bisschen an unsere Grenzen gegangen und haben sie ein bisschen heruntergezogen. Die Crunchtime war dann einfach unfassbar unglücklich. Den Ball, der von Dominik Weiß an den Pfosten geht, haben viele schon drin gesehen. Und beim Wurf von Malte Dedering, bei dem der Torwart dann drauf sitzt, war es ganz eng. Wir wollen uns aber nicht auf solche Glückssachen verlassen, denn wir machen zu viele einfache Fehler. Heute ist die Enttäuschung fast größer als der Stolz.“
HCE-Trainer André Haber: „Heute hatten wir die besten drei Minuten in einer Crunchtime in dieser Saison, weil wir das Spiel von minus zwei auf plus eins drehen konnten. Bei minus zwei ist es eigentlich schon fast vorbei. Dann hatten wir mehrere gute Aktionen hintereinander. Mit der ersten Halbzeit bin ich unzufrieden, weil wir viel zu hektisch und unclever gespielt haben. Wir haben zu viele Bälle weggegeben und zurecht nicht geführt. Dann hat man gemerkt, dass der HC Oppenweiler/Backnang an den Sieg geglaubt hat. Ab diesem Zeitpunkt konnten wir uns nicht mehr absetzen. In dieser Halle hat man gespürt, wie sehr der HC Oppenweiler/Backnang lebt. Wir sind sehr glücklich, dass wir heute mit zwei Punkten im Gepäck nach Hause fahren können. Solche Spiele, die wir irgendwie noch gewinnen, gehören im Laufe einer Saison auch dazu.“
Rund ums Spiel
Da der bisherige Vorletzte, die Eulen Ludwigshafen, gegen den TuS N-Lübbecke, der nun auch schon neunmal hintereinander sieglos geblieben ist, siegte, ist der Rückstand des HCOB auf Platz 16 (und damit auf den ersten Nichtabstiegsplatz) auf vier Punkte angewachsen. Der Mitaufsteiger HSG Krefeld Niederrhein, der gut gestartet war, ist mittlerweile ebenfalls auf einen Abstiegsrang zurückgefallen. Allerdings sind erst 11 von 34 Spieltagen absolviert.
Der HCOB spielt am kommenden Samstag um 19:30 Uhr bei der HSG Nordhorn-Lingen. Da an diesem Wochenende erst am Sonntagabend gespielt wurde und die Anreise nach Niedersachsen bereits am Freitag erfolgt, steht den Handballern eine kurze Trainingswoche bevor.






