Der routinierte Rückraumspieler Jan Forstbauer, mit sieben Toren erfolgreichster Werfer seines Teams, brachte es nach dem Abpfiff auf den Punkt: „Wir hätten gerne gewonnen. Es ist ärgerlich, dass wir es in den Phasen, in denen wir dran waren, nicht geschafft haben, näher als zwei Tore heranzukommen.“ Das Anschlusstor, das das Ergebnis vollends wie einen Krimi aussehen ließ, fiel erst in der Schlusssekunde. Insofern war Ferndorfs Sieg verdient. Jan Forstbauer sah bei sich und seinen Mitspielern aber positive Tendenzen: „Im Vergleich zur letzten Woche haben wir Kampf, Einstellung und Leidenschaft gezeigt. In den Bereichen, in denen wir ein Zeichen setzen wollten, haben wir uns nichts vorzuwerfen.“
Dass es am Ende nicht für den ersten Saisonsieg reichte, hatte seinen Grund vielleicht schon in der ersten Spielhälfte. Dabei hatte diese vielversprechend angefangen. „Wir sind gut ins Spiel gekommen und sind verdient in Führung gegangen“, fand Coach Stephan Just, dessen Mannschaft nach acht Minuten mit 5:3 vorne lag. Vor allem Aufbauspieler Timm Buck und der Rückraumrechte Jan Forstbauer setzten wertvolle Akzente. Doch so ging es nicht weiter. „Wir hatten eine schlechte Phase von 15 Minuten, in der wir in der Abwehr den Zugriff verloren haben“, bemängelte Coach Stephan Just – und dachte vor allem an die vielen Gegentore, die sein Team durch gegnerische Kreisaktionen kassierte. Vor allem Valentino Duvancic war schwer zu bremsen. Entweder erzielte er ein Tor, oder er holte einen Siebenmeter heraus.
Mitte der ersten Halbzeit ging Ferndorf in Führung und baute diese aus, weil der HCOB im Angriff nicht mehr so schwungvoll agierte wie in den Anfangsminuten. Sein Team habe sich von der offensiven Deckung des Gastes beeindrucken lassen, fand Coach Stephan Just. „Dadurch haben sie technische Fehler erzwungen.“ Bis auf 15:11 setzten sich die Gäste ab. Trainer Ceven Klatt nutzte dabei die Bandbreite seines breit besetzten Kaders und wechselte viel. Dann meldeten sich die HCOB-Handballer zurück. „Wir sind griffig und leidenschaftlich geblieben, das war heute die Marschroute“, fand Trainer Stephan Just durchaus lobende Worte. Sein Team hatte bis zum Seitenwechsel wieder zum 14:16 aufgeschlossen, das machte neue Hoffnung.
Nach dem Seitenwechsel gelang Jan Forstbauer mit dem ersten Angriff das Anschlusstor, doch es sollte für lange Zeit das einzige bleiben. Der Vorjahresaufsteiger aus Nordrhein-Westfalen übernahm wieder das Kommando. „Wir wollten aufs Tempo drücken, bewusst ein Spiel mit vielen Toren erzwingen. Das ist uns auch ganz gut gelungen“, fand Coach Ceven Klett. Hinzu kam, dass der eingewechselte Torwart Jannis Michael, der eigentlich „nur“ Torwarttrainer ist, gute Szenen hatte und seinem Team Ballbesitze verschaffte. So verlief die Begegnung in Wellenbewegungen: Die Ferndorfer setzten sich ab, der HCOB kämpfte sich mit viel Aufwand heran – und verlor dann umgehend wieder den Anschluss, um eine neue Aufholjagd zu beginnen. Für Gästecoach Ceven Klett war dieser Spielverlauf das Haar in der Suppe: „Ich hätte mir gewünscht, dass wir es souveräner über die Zeit bringen und den Vorsprung besser verteidigen.“ Dieser war beispielsweise beim 22:16 nach 38 Minuten durchaus deutlich.
Doch der HCOB gab eben nicht auf. Mehrmals kamen die Gastgeber bis auf zwei Tore heran. In diesen Momenten hätte die Begegnung vollends kippen können. Doch es blieb bei der anfänglichen Einschätzung von Jan Forstbauer: Den ganz wichtigen Wirkungstreffer in Form eines weiteren Anschlusstreffers brachten die Hausherren nicht zustande. So verschaffte sich der TuS immer wieder Luft. Fünf Minuten vor dem Ende stand es 30:25 – und wieder schien die Sache entschieden.
Ferndorf machte den Sack aber wieder nicht zu. Stattdessen blies der HCOB ein letztes Mal zur Aufholjagd. Kurz vor dem Spielende, vielleicht etwas zu spät, versuchte es der Aufsteiger mit einer Abwehrumstellung, ging offensiver raus und kam dadurch in Ballbesitz. Paul Krügele erzielte den Treffer zum 29:31. Doch es war bereits die letzte Spielminute angebrochen. Dass Cedric Meyer nach einem gewonnenen Ball mit der Sirene sogar auf 30:31 verkürzte, machte die Niederlage besonders knapp und damit auch ärgerlich. Dieses eine Tor wäre übers ganze Spiel hinweg durchaus aufzutreiben gewesen.
So jubelten die Ferndorfer, auch wenn deren Coach Ceven Klatt erst einmal tief durchatmete: „Es war das erwartet schwere Spiel. Wir haben schon damit gerechnet, dass sich Oppenweiler nach der Auswärtsschlappe gegen Essen von einer anderen Seite zeigen wird, was ihnen auch gut gelungen ist.“ Am Montag werde kaum noch jemand nach dem Zustandekommen fragen, wichtig seien die Punkte. HCOB-Coach Stephan Just musste da zustimmen: „Am Ende fragt keiner danach, verloren ist verloren. Jetzt müssen wir schauen, dass wir uns gut regenerieren.“ Er richtete den Blick nach vorne und hofft auf einen Rückkehrer: „Wir haben einen dünnen Kader, deshalb hoffen wir, dass Dominik Weiß nächste Woche vielleicht wieder zur Verfügung steht, dass wir mehr Variationen haben. Die Arbeit geht weiter.“
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Stephan Just: „Wir sind gut ins Spiel gekommen und sind verdient in Führung gegangen. Dann hatten wir eine schlechte Phase von 15 Minuten, in der wir in der Abwehr den Zugriff verloren haben. Im Angriff hat Ferndorf offensiv verteidigt, dadurch haben wir uns beeindrucken lassen – und sie haben dadurch technische Fehler erzwungen. Wir sind aber griffig geblieben, sind leidenschaftlich geblieben, das war heute die Marschroute. Wir wollten eine Reaktion auf das Spiel in Essen zeigen, das haben wir über rund 48 Minuten geschafft. Wir haben uns nicht aufgegeben und immer wieder versucht, das Ergebnis auszugleichen. Am Ende fragt keiner danach, verloren ist verloren. Jetzt müssen wir schauen, dass wir uns gut regenerieren. Wir haben einen dünnen Kader, deshalb hoffen wir, dass Dominik Weiß nächste Woche vielleicht wieder zur Verfügung steht, dass wir mehr Variationen haben. Die Arbeit geht weiter.“
TuS-Trainer Ceven Klett: „Ich bin zufrieden, dass wir zwei Punkte mitnehmen konnten und den nächsten Auswärtssieg feiern konnten. Es war das erwartet schwere Spiel. Wir haben schon damit gerechnet, dass sich Oppenweiler nach der Auswärtsschlappe gegen Essen von einer anderen Seite zeigen wird, was ihnen auch gut gelungen ist. Wir wollten aufs Tempo drücken, bewusst ein Spiel mit vielen Toren erzwingen. Das ist uns auch ganz gut gelungen. Das Haar in der Suppe war für uns heute, dass wir nach 15:11 nur mit 16:14 in die Pause gehen. Wir führen direkt danach 21:16, lassen Oppenweiler wieder herankommen. Und hinten raus steht es 30:25 und das Spiel endet 31:30 – ich hätte mir gewünscht, dass wir es souveräner über die Zeit bringen und den Vorsprung besser zu verteidigen. Am Montag fragt da keiner nach, es sind zwei Punkte für uns, die nehmen wir gerne mit.“
Rund ums Spiel
Die Eulen Ludwigshafen haben sich am Freitag von ihrem Trainer Johannes Wohlrab getrennt. Eine deutliche Heimniederlage gegen den Dessau-Roßlauer HV 06 unter der Woche war der finale Impuls. Am Samstag saß der bisherige Co-Trainer Andrej Kogut im Auswärtsspiel beim TSV Bayer Dormagen auf der Bank. Die Eulen siegten mit 26:24, und nun wollen die Verantwortlichen zeitnah einen neuen Coach verpflichten.
Am kommenden Wochenende spielen die HCOB-Handballer erneut zuhause, am Sonntag um 17 Uhr geht es gegen Mitaufsteiger HSG Krefeld Niederrhein. Unterdessen hat auf www.hcob.de/tickets der Vorverkauf von Eintrittskarten für das württembergische Duell mit dem HBW Balingen-Weilstetten begonnen.