An diesem Samstagabend traf der HCOB auf einen HBW II mit personellen Problemen. Einige Akteure reisten mit der Zweitligamannschaft nach Rostock. Gästecoach Micha Thiemann kam in Oppenweiler mit zwei Keepern und acht Feldspielern aus. Dafür verkaufte sich sein Team gut. Der Trainer sah aber auch den Aspekt, dass es für die HCOB-Handballer nicht einfach gewesen sei, beim Warmspielen nur ein kleines Grüppchen in der anderen Hälfte des Feldes zu erspähen. Das vertiefte die Favoritenrolle. Alles andere als ein Sieg wäre überraschend gewesen. Dafür erledigten es die Murrtaler grundsolide. In der Abwehr war nicht alles Gold, im Angriff lief vieles nach Plan. Gut herausgespielte Torchancen, eine zielstrebige Verwertung. Der HBW hielt ergebnistechnisch nur in der Anfangsphase mit, lag aber nie vorn und ab der 15. Minute durchgängig in Rückstand. Am Ende standen für die Murrtaler einige kleine statistische Bemerkens-Werte: Sie übersprangen zum dritten Mal in acht Jahren Dritte Liga die 40-Tore-Marke, und sie bejubelten zum zehnten Mal einen Sieg mit zweistelligem Vorsprung.
Mann der ersten 20 Minuten war Timm Buck. Der Rückraumspieler verwandelte vier Siebenmeter. Im Positionsangriff erkannte er geschickt, wenn sich eine Lücke auftat oder ihm seine Mitspieler eine solche durch schnelles Passspiel geschaffen hatten. Beim Spielstand von 15:11 nach einem Drittel des Spieles hatte er mehr als die Hälfte der HCOB-Tore erzielt. Beim HBW II machte ein junger Akteur auf sich aufmerksam: Mika Schüler – vor dieser Runde vom TV Germania Großsachsen gekommener Rückraumspieler – hatte gehörigen Anteil daran, dass sein Team nicht früher schon deutlicher den Anschluss verlor. Für den HCOB sprach die Breite auf der Bank. Die Murrtaler wechselten öfter und hatten damit ab der 20. Minute Vorteile in Punkto Tempo. Die Einwechslung von Torwart Stefan Koppmeier machte sich direkt bezahlt, er wehrte unter anderem einen Strafwurf von Dennis Fuoß ab. In den letzten Zügen des ersten Durchgangs hatte der HBW II durchaus Glück, nur mit vier Toren Rückstand (21:17) in die Pause zu gehen. Es hätten auch sechs oder sieben Tore sein können.
Nach dem Seitenwechsel setzte sich der HCOB weiter ab. Erst nach und nach, dann immer deutlicher. In der 43. Minute waren es nach einem Treffer von Kreisläufer Alexander Schmid sieben Tore Unterschied. Den erstmaligen Zehn-Tore-Abstand besorgte Philipp Maurer in spektakulärer Weise. Erst nahm er einen Abwurf von Torwart Stefan Koppmeier im Fluge auf, um ihn – Bernhard Kempa wäre stolz gewesen – noch vor der Landung im gegnerischen Tor zu versenken. Dann setzte Philipp Maurer, kaum zurückgekehrt, mit dem nächsten erfolgreichen Konterlauf den nächsten Nadelstich. Kein Wunder, dass der Außenspieler für diesen Doppelpack begeistert gefeiert wurde. Auch sonst herrschte ganz wundervolle Stimmung in der Gemeindehalle, die sich so voll wie zu Vor-Corona-Zeiten präsentierte. Wiederum Alexander Schmid zeichnete sich fürs 40. Tor verantwortlich. Das finale 43. Tor lag dann in den Händen von Tim Dahlhaus, der sich nach Verletzungspause gut einführte und der seinen Mitspielern durch gute Vorarbeiten eminent viele Treffer ermöglichte. Und kaum war das Match aus, gab es eigentlich nur ein Thema: das anstehende Nachbarschaftsduell in Kornwestheim am kommenden Samstag.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Matthias Heineke: „Für Freunde der Abwehrarbeit war das heute kein Spiel, das sieht man an der Toranzahl, und da waren auf beiden Seiten noch einige technische Fehler dabei. Aber wir haben die Aufgabe souverän gelöst und deshalb blicken wir jetzt gespannt auf die schweren und wichtigen Spiele, die uns bevorstehen. Wir wissen, dass wir uns in der Abwehr steigern müssen. Und wir hoffen, dass uns viele Zuschauer mit nach Kornwestheim begleiten.“
HBW-Trainer Micha Thiemann: „Es war natürlich ein verdienter Sieg für den HC Oppenweiler/Backnang. Aber ich bin stolz auf meine Mannschaft. Ganz viele Spieler haben heute auf unterschiedlichsten Positionen gespielt, irgendwann ist dann einfach nichts mehr im Tank.“
Rund ums Spiel
Seit diesem Wochenende dürfen Drittliga-Schiedsrichter Headsets benutzen. In den vergangenen Jahren war ihnen das verboten. Das führte oft zur kuriosen Situation, dass sich die Referees bei Vorspielen dank technischer Hilfe unterhielten und durch Sprache abstimmten, die Drittliga-Unparteiischen aber auf Gestik und Mimik angewiesen waren. Frank Kraaz (Deizisau) und Stefan Plinz (Waldkirch) machten in der Gemeindehalle gleich einmal Gebrauch davon.
Fürstenfeldbruck besiegte Kornwestheim, Leutershausen schlug Pfullingen: in den Topspielen des Wochenendes setzten sich die Heimmannschaften durch. In der Tabelle führt das dazu, dass die Bayern und die Badener nun mit jeweils 12:2 Punkten an der Tabellenspitze zu finden sind. Der HCOB (10:4) verbesserte sich auf Rang drei, punktgleich mit Pfullingen und dem TSB Horkheim. Die SG Pforzheim/Eutingen und der SV Salamander Kornwestheim (beide 8:6) befinden sich in der Verfolgerrolle. Am Tabellenende wartet der TV 08 Willstätt weiter auf den ersten Sieg, auch mit Interimscoach Rudi Fritsch – ein Backnanger Neubürger – ging die Partie in Pforzheim verloren.