Schon vor einem Jahr standen die Handballer des HCOB mit enttäuschten Mienen in der Kornwestheimer Halle Ost. Beim neuerlichen Aufeinandertreffen lief es keinen Deut besser. Wieder mit acht Toren verloren. Das schmerzte – und vor allem war es ein deutlicher Rückschlag nach zuletzt drei Siegen in Serie. Kein Vergleich beispielsweise zum Auftritt im vorhergehenden Auswärtsspiel in Pfullingen, als die HCOB-Abwehr nur 24 Gegentreffer zuließ, in 60 Minuten.
Stattdessen: zu wenig Einsatz, Kampfgeist und Leidenschaft in der Abwehr. Die Kornwestheimer Handballer fanden viel zu schnell die Lücken, um aus kurzer Distanz aufs HCOB-Tor werfen zu können. Hinzu kam: Die Murrtaler versuchten ihrerseits, das Spiel schnell zu machen, um Vorteile aus der größeren Breite des Kaders ziehen zu können. Das ging gegen die offensiv ausgerichtete Kornwestheimer Abwehr aber schief und wirkte eher hektisch. Auf jeden Fall führte es zu zahlreichen technischen Fehlern, die Kornwestheim konsequent zu Gegenstoßtreffern ausnutzte. Peter Jungwirth – Rechtsaußen – kam so allein in Durchgang eins zu sieben Feldtoren. Sein Pendant Marco Lantella auf dem linken Flügel netzte fünfmal ein.
HCOB-Trainer Matthias Heineke rief sein Team in der 14. und in der 19. Minute zu Auszeiten an den Spielfeldrand, doch am Geschehen änderte sich wenig. Die Abwehr blieb löchrig, das Angriffsspiel fehlerbehaftet. Als die Gäste kurz vor der Pause in doppelte Unterzahl gerieten, traf sogar Kornwestheims Keeper Jan David ins leere Tor. So wuchs der Rückstand in den Minuten vor der Pause noch einmal ordentlich auf 15:25 an.
Besonders ärgerlich: Die Murrtaler hätten es besser gekonnt. Den Beweis lieferten sie nach der Pause ab, da kamen die Gäste wie verwandelt aus der Kabine. Bissig, engagiert, zielstrebig. Die ersten Minuten gehörten dem HCOB. Philipp Maurer traf sicher vom rechten Flügel, Timm Buck verwandelte mehrere Siebenmeter hintereinander. Innerhalb von weniger als zehn Minuten holten die Gäste sechs Tore auf. Nur noch 23:27, und auf den Rängen fragten sich die mitgereisten Fans des HC Oppenweiler/Backnang: Geht da noch was? Aber um es kurz zu machen. Die Antwort lautete: Nein. Die Spannungskurve deutete nur kurz steil nach oben, flaute dann genauso schnell wieder ab.
Kornwestheims Coach Dr. Alexander Schurr nahm angesichts des HCOB-Zwischenspurts nämlich eine Auszeit und wechselte zudem den Torwart. Der aufgrund von Verletzungsproblemen reaktivierte Pascal Welz kam ins Spiel. Er hielt einige Bälle und nahm der Aufholjagd der Gäste damit ihren Schwung. Die Hausherren setzten sich wieder auf sechs, sieben Tore ab – und damit in einen Bereich, in dem sie die Begegnung sicher nach Hause bringen könnten. Zumal der HCOB in der Abwehr nach zehn besseren Minuten wieder nachließ und die „Lurchis“ somit kontinuierlich zu weiteren Erfolgserlebnissen kamen. Am Ende war es eine klare Sache.
Jonas Frank, Geschäftsführer Sport beim HC Oppenweiler/Backnang, war deshalb angefressen: „Das Spiel – insbesondere die erste Halbzeit – war aus unserer Sicht zum Vergessen und einem Lokalderby sowie unseren Ansprüchen absolut unwürdig.“ Man betreibe beim HCOB viel Engagement, um in die Spitze der Dritten Liga vorzudringen, „da reicht die Art und Weise, wie wir uns hier präsentieren, nicht aus. Sie wird auch dem Aufwand, den wir betreiben, nicht gerecht.“ Tabellarisch war die dritte Saisonniederlage ein Rückschritt, ganz zwangsläufig nimmt der Druck zu. Und zwar in jeder Hinsicht, betont Jonas Frank: „Wir werden ganz genau hinschauen und hinterfragen, was die Gründe für solche kollektiven Aussetzer sind. Das erwarte ich ebenso von jedem einzelnen Spieler und allen Verantwortlichen.“
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Matthias Heineke: „Wir haben in der Abwehr keinen Kontakt gefunden und uns gegen die starken Eins-gegen-Eins-Spieler von Kornwestheim auf sechs, sieben Meter zurückdrängen lassen. Im Angriff haben wir gegen die offensive Abwehr von Kornwestheim kaum Durchbrüche geschafft. Man muss es dann erst einmal schaffen, nochmal so aus der Kabine zu kommen, aber die Hypothek war viel zu groß.“
SVK-Trainer Dr. Alexander Schurr: „Mich macht es stolz, dass wir unser Niederlagenserie heute unterbrochen haben. In der ersten Halbzeit haben wir sehr clever verteidigt.“