Das Gästeteam aus Nordbaden präsentierte sich in anderer Aufstellung als im Hinspiel – nur neun Akteure waren erneut dabei – und in bemerkenswert guter Verfassung. Die Mannschaft, von Beginn an mit Talenten erster Klasse gesegnet, ist mittlerweile auch gut eingespielt. Vor allem in der Abwehr waren die Gäste in der Anfangsphase kaum zu überwinden. Gerade einmal drei Treffer gelangen dem HCOB in der ersten Viertelstunde. Der Mannschaft unterliefen zu viele technische Fehler, auch die Verwertung der Chancen blieb mangelhaft. Gästekeeper Mats Grupe präsentierte sich in guter Form. Auf der Gegenseite sorgten durch Einsätze in den Nachwuchsnationalteams bereits mit internationaler Erfahrung versehenen Halbspieler Elias Scholtes und Robert Timmermeister beständig für Torgefahr, die Junglöwen zogen auf 9:3 davon.
Dann stellten die HCOB-Handballer in der Abwehr auf eine etwas offensivere Variante um. Das ermöglichte umgehend einige Ballgewinne und brachte neue Hoffnung. Innerhalb von zehn Minuten holten die Murrtaler vier der sechs Tore Rückstand auf, nur noch 10:12. Auch Torwart Jürgen Müller trug zum Aufwärtstrend bei, am Ende der Partie standen 20 Paraden für ihn in der Statistik, eine gute Leistung. Gästecoach Alexander Bossert reagierte, indem er für die Angriffe den Torwart herausnahm, um eine zusätzliche Anspielstation zu schaffen und die größeren Räume besser nutzen zu können. Die Gäste kamen wieder zu Toren, wahrten ihren Vorsprung – und setzten Sekunden vor der Sirene durch Rico Keller noch einen drauf, 12:16. Dieser letzte Treffer war besonders ärgerlich für den HCOB, denn der hatte kurz zuvor den Ball und die Chance, auf zwei zu verkürzen, vertändelte ihn aber, schon waren es vier. Eine deutlich ungünstigere Ausgangslage.
Nach Wiederanpfiff nutzten die Gäste eine Hinausstellung gegen HCOB-Handballer Tim Dahlhaus zu Toren in Überzahl, der HCOB unterdessen leistete sich weiter technische Fehler im Aufbauspiel. Eine kurze Schwächephase der Rhein-Neckar Löwen II führte zwei drei Ballgewinnen in kurzer Zeit, die allesamt zu Treffern von HCOB-Linksaußen Martin Schmiedt führten und beim Spielstand von 20:23 (43. Minute) zu neuer Hoffnung führten. Doch die Zahl der Ballverluste blieb zu hoch. Davon profitierte vor allem der zur Pause eingewechselte Außen Theo Straub. Der 18-Jährige, der zwei Abende zuvor beim Auswärtsspiel in Gummersbach in der Startformation des Bundesligateams gestanden hatte, trug mit seinen Toren maßgeblich dazu bei, dass sich die Gäste wieder Luft verschafften (20:28, 47. Minute).
Die HCOB-Handballer mühten sich nach Kräften, kamen immer wieder heran. In der 53. Minute waren es nach zwei verwandelten Siebenmetern von Timm Buck wieder nur vier Tore, vier Minuten vor dem Ende sogar drei (29:32), mit viel Glück in den entscheidenden Momenten hätte etwas gehen können. Doch die Chancenverwertung blieb mangelhaft, oft brachte Junglöwen-Keeper Mats Grupe die Hand an den Ball. So kam der HCOB erst zu Beginn der Schlussminute auf zwei Tore heran. Zu spät für die Wende, die Punkte waren futsch. Für die Murrtaler war es ein Rückschlag im Rennen um einen der beiden Aufstiegsplätze. Zu erkennen war aber auch: die Rhein-Neckar Löwen, nach 0:10 Punkten zum Rundenstart nun mit einem 16:2-Lauf, sind mittlerweile beträchtlich in Form und längst selbst ein Kandidat für eine absolute Topplatzierung.
Stimmen zum Spiel
HCOB-Trainer Volker Blumenschein: „Übers gesamte Spiel hinweg nehmen die Rhein-Neckar Löwen II die Punkte verdient mit. Wir sind ganz schlecht gestartet, als ob wir Blei in den Füßen gehabt hätten. Dann haben wir hinten aufgemacht und sind besser ins Spiel gekommen. Allerdings hatten wir 15 Fehlwürfe und 15 technische Fehler, da wird es dann schwer. Ich finde nicht, dass wir das Spiel in der Abwehr verloren haben, sondern weil es uns im Angriff nicht gelungen ist, Selbstvertrauen zu holen.“
Alexander Bossert, Trainer der Rhein-Neckar Löwen II: „Wir haben in der Abwehr in den ersten 20 Minuten herausragend gearbeitet. Sie haben uns mit der offensiven Abwehr dann vor Herausforderungen gestellt. Dadurch wurde es wieder eng. Aber meine Jungs sind mittlerweile sehr stabil.“
Rund ums Spiel
Die HCOB-Handballer mussten auf Ruben Sigle (krank) und Lukas Rauh (angeschlagen) verzichten. Jakub Strýc konnte ebenfalls nur in den ersten Minuten mitspielen, dann schied er verletzt aus.
Das Vorderfeld der Dritten Liga präsentiert sich enorm eng. Fürstenfeldbruck führt mit sechs Minuspunkten, Horkheim folgt mit acht. Der HCOB hat jetzt zehn Miese. Und eine ganze Reihe von weiteren Teams befinden sich auf ähnlichem Punktelevel. Langweilig wird es in dieser Saison gewiss nicht, viele Mannschaften können sich Chancen auf einen der ersten beiden Plätze ausrichten.
Aus HCOB-Sicht wäre, um die eigenen Aussichten zu erhöhen, nun ein Auswärtserfolg zielführend. Zwei Gelegenheiten bieten sich bis Weihnachten. Beide Aufgaben haben es in sich: Zunächst geht es zu Tabellenführer TuS Fürstenfeldbruck, dann zum TVS 1907 Baden-Baden, der als Aufsteiger eine gute Runde spielt.